Klin Padiatr 2011; 223 - P120
DOI: 10.1055/s-0031-1273920

Erstdiagnose eines Enterothorax im Alter von 5 Monaten

SF Bode 1, P Greiner 1, KD Rückauer 2, J Geiger 3, M Krüger 1, R Berner 1, A Gerecke 1
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg i. Br.
  • 2Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie, Sektion Kinderchirurgie, Freiburg i. Br.
  • 3Radiologische Klinik, Sektion Kinderradiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg i. Br.

Hintergrund: Zwerchfelldefekte werden zumeist bereits pränatal sonografisch erkannt und rasch postpartal behandlungspflichtig. Nach Einzelfallberichten können sie erst nach Monaten postnatal zum Enterothorax führen und symptomatisch werden.

Fallbericht: Ein 5 Monate altes Mädchen wurde mit neu aufgetretenen Schreiphasen, Fieber einige Tage vor Aufnahme bis 38,5°C, Diarrhoe und Erbrechen vorgestellt. Bei Aufnahme bestanden Eupnoe und symmetrische Thoraxbewegungen mit seitengleichem Atemgeräusch. Schwangerschaft und Geburt waren unauffällig, das bisherige Gedeihen perzentilengerecht. Die Patientin wurde unter Verdacht auf eine protrahiert verlaufende Gastroenteritis behandelt, eine Invagination wurde sonografisch ausgeschlossen. Sie konnte nach zwei Tagen unauffälliger Überwachung in unbeeinträchtigtem AZ entlassen werden.

Eine Woche später wurde das Kind erneut mit Unruhe und Erbrechen aufgenommen. Dominante klinische Zeichen waren nun ein neu aufgetretenes „Gluckern“ über dem rechten Hemithorax sowie eine diskret erschwerte Atmung. Mittels Sonografie wurde der dringende Verdacht auf einen Enterothorax gestellt, der sich in Röntgen- und MRT-Thorax bestätigte. Intraoperativ fand sich eine dorso-mediale Zwerchfelllücke mit Verlagerung des rechten Leberlappens sowie großer Anteile von Dünn- und Dickdarm nach intrathorakal. Die Lunge war nur mäßig hypoplastisch und entfaltete sich nach Rückverlagerung der Bauchorgane rasch. Es erfolgte ein primärer Verschluss des Defektes ohne Einlage von Fremdmaterial. Der postoperative Verlauf zeigte sich unauffällig, die Patientin war rasch zu extubieren und kostaufzubauen.

Zusammenfassung: Der Enterothorax ist eine Erkrankung des Neugeborenen, der zumeist zum schweren Lungenversagen beim Neugeborenen führt. In Ausnahmefällen kann ein vorbestehender Zwerchfelldefekt zunächst durch die Bauchorgane gedeckt werden und erst im Verlauf zum Enterothorax führen; er stellt somit auch bei älteren Säuglingen eine wichtige Differentialdiagnose dar.