Klin Padiatr 2011; 223 - P124
DOI: 10.1055/s-0031-1273924

Pseudotumor cerebri und Hirnnervenausfällen als Manifestation einer Neuroborreliose

C Mirow 1, U Walden 1, M Frühwald 1
  • 1Klinik für Kinder und Jugendliche Augsburg, Augsburg

Einleitung: Die periphere Fazialisparese begleitet von einer aseptischen Meningitis ist das vorherrschende Symptom der Neuroborreliose. Wir berichten über eine 8-jährige Patientin mit gleichzeitigem Funktionsausfall der Nn. fazialis und abduzens sowie akuten Hirndruckzeichen als klinische Manifestation einer Neuroborreliose. Kasuistik: Ein 8-jähriges Mädchen war seit 7 Tagen an rezidivierendem Erbrechen ohne Durchfall oder Fieber erkrankt. An Tag 8 fielen ein progredientes Einwärtsschielen nach links sowie eine verwaschene Sprache und verlangsamte Bewegung der Gesichtsmuskulatur rechts auf. Augenärztlich wurden eine Abduzensparese links, eine Fazialisparese rechts und eine beidseitige Stauungspapille diagnostiziert und das Mädchen stationär eingewiesen. In einem Notfall-CT des Schädels konnten eine intracerebrale Raumforderung oder Blutung ausgeschlossen werden. Im Verlauf war das Mädchen schwer erweckbar, erbrach nüchtern und zeigte nur schwache Reaktionen auf Schmerzreize. Im MRT des Gehirns ergaben sich Hinweise auf einen Pseudotumor cerebri, eine Lumbalpunktion wurde veranlasst. Befunde: Wir fanden einen stark erhöhten Liquordruck und eine Pleozytose von 17 Leukozyten/µl (Segmentkernige 1%, Lymphozyten 89%, Makrophagen/Monozyten 10%). Die Borrelienserologie erbrachte Hinweise auf eine akute Infektion (Serum: IgG-EIA 290.0 U/ml, IgM-EIA positiv, Liquor: IgG-EIA positiv, B.burgdorferi Ak-Index 1.1). Verlau f: Nach 14-tägiger Ceftriaxon-Therapie hatte sich die Symptomatik komplett zurückgebildet. Diskussion: Die Neuroborreliose kann sich unterschiedlich präsentieren. In diesem Fallbericht wird nach unserem Wissen erstmalig das gemeinsame Auftreten einer peripheren Fazialisparese, Abduzensparese und Pseudotumor cerebri beschrieben. Eine Neuroborreliose sollte bei Pseudotumor cerebri differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen und entsprechende Diagnostik veranlasst werden.