Endo-Praxis 2011; 27(1): 30
DOI: 10.1055/s-0031-1274153
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Recht – Endoskopie: Komplikationen häufiger als angenommen

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Publication Date:
22 February 2011 (online)

 

Einer von 127 Patienten wird in den ersten 14 Tagen nach einer gastrointestinalen Endoskopie aufgrund einer Komplikation in Notfallambulanz oder im Krankenhaus behandelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung elektronischer Krankenakten in den Archives of Internal Medicine (2010; 170: 1752 –1757).

In einer älteren, aber viel zitierten Umfrage hat die American Society for Gastrointestinal Endoscopy die Komplikationsrate nach einer oberen Magen-Darm-Spiegelung mit 0,13 % beziffert (JAMA 1976; 235: 928–930). Nach einer Koloskopie betrug sie 0,35 %. Die Umfrage erfasste allerdings nur die Komplikationen, die während der Endoskopie oder während des klinischen Aufenthalts auftraten. Heute werden viele Endoskopien ambulant durchgeführt. Die Patienten werden wenige Stunden nach der Untersuchung wieder nach Hause entlassen. Wenn sie dann Komplikationen erleiden, wenden sie sich nicht notwendigerweise wieder an den Arzt, der die Endoskopie durchgeführt hat.

Daniel Leffler vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston und Mitarbeiter haben auf der Basis der elektronischen Krankenakten untersucht, wie viele von 6 383 Patienten nach einer Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts und wie viele von 11 632 Patienten nach Koloskopien (darunter 7 392 Screening-Untersuchungen) sich in den folgenden 14 Tagen in der Notaufnahme der Klinik einfanden oder erneut in der Klinik aufgenommen wurden. Dies war bei 419 Patienten der Fall. Die Forscher werteten alle Krankenakten nach einem Zusammenhang mit der Endoskopie aus.

Ergebnis: 134 Notfallaufnahmen und 76 Hospitalisierungen ließen sich auf Komplikationen der Endoskopie zurückführen. Von diesen wurden nur 31 von den endoskopierenden Ärzten registriert. Leffler errechnet eine Komplikationsrate von 0,79 %. Das ist eine Komplikation auf 127 Patienten.

Die Rate ist damit 2–3-mal höher als in der früheren Schätzung. In Wirklichkeit könnte die Rate noch höher sein, denn die Untersuchung erfasst nicht jene Patienten, die sich nach einer Komplikation an eine andere Klinik wenden. Andererseits waren die meisten Komplikationen nicht gravierend. Die häufigsten Ursachen waren abdominale Schmerzen (47%), gastrointestinale Blutungen (12%) und Brustschmerzen (11%). Nur ein Todesfall wurde ermittelt – und auch hier erscheint die Zuordnung nicht zwingend: Ein 75-jähriger Patient starb 8 Tage nach einer oberen Endoskopie zur Barrett-Surveillance am Herzversagen. Er hatte für die Endoskopie ASS abgesetzt.

Die Komplikationen führten allerdings zu Behandlungskosten von 6356 US-Dollar pro Fall und Leffler hat ausgerechnet, dass dies die Kosten des Endoskopie-Screenings um etwa 4 % erhöht.

Pressemitteilung auf http://www.aerzteblatt.de vom 26.10.2010