Dtsch Med Wochenschr 2011; 136(13): 625
DOI: 10.1055/s-0031-1274551
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pneumologie – ein großes internistisches Fachgebiet

Pulmonology – a vast field of internal medicineG. Höffken1 , E. Laake2
  • 1Medizinische Klinik I – Pneumologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
  • 2Praxis für Innere Medizin und Pneumologie, Dresden
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Publication History

Publication Date:
22 March 2011 (online)

Vom 7. bis 10. April 2011 findet in Dresden der 52. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin statt. Auf diesem Kongress werden sich Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Subdisziplinen der Pneumologie treffen, wobei neben der Fortbildung der Austausch neuer Erkenntnisse und wissenschaftlicher Ergebnisse aus Labor und Klinik im Vordergrund stehen werden. Dieses Schwerpunktheft enthält ein breites Spektrum von Beiträgen, die neue und etablierte Gebiete mit pneumologischer und allergologischer Kompetenz abbilden.

Bewusst haben wir dem 2007 neu gegründeten Institut für Lungenforschung eine Plattform zur Darstellung seiner Tätigkeiten und Aufgaben gegeben, da mit dieser Einrichtung wegweisend die wissenschaftliche Beschäftigung aller in der Pneumologie tätigen Ärztinnen und Ärzte, Forscher und Akteure in der Versorgungsforschung gefördert und gebündelt werden soll. Die Darstellung eines Fachgebiets im politischen Umfeld, seine Sichtbarkeit bei den Kostenträgern und seine Überzeugungskraft und Ausstrahlung bei den Patientinnen und Patienten hängt zu einem nicht unbeträchtlichen Teil von der Umsetzung klinisch-wissenschaftlicher und Grundlagen-basierter Forschung in die tägliche Praxis in den spezialisierten Lungenzentren, Fachkrankenhäusern, Allgemeinkrankenhäusern und Praxen in der Niederlassung ab.

In diesem Zusammenhang erscheint es von Bedeutung, darauf hinzuweisen, dass ein Zielpunkt für die öffentliche Darstellung der Aufbau und die Unterhaltung von Zentren mit besonderem inhaltlichem Schwerpunkt sind. Hierzu zählt das Projekt Weaning-Zentren an Krankenhäusern mit dem gleichzeitigen Schritt hin zur Qualitätsverbesserung und -sicherung durch ein parallel hierzu etabliertes Akkreditierungsverfahren. Dass dieses Gebiet eine Zukunft in der Pneumologie hat, zeigt sich auch in der Tatsache, dass mittlerweile bundesweit Zentren für außerklinische Beatmung unter pneumologischer Leitung aufgebaut werden. Ein weiteres Beispiel der Konzentration von Kompetenzen auf eine Erkrankung bzw. Krankheitsentität ist in der Etablierung von Lungenkrebszentren zu sehen, die in Deutschland die Bedeutung der Pneumologie für diese Erkrankung eindrücklich unter Beweis stellt.

Ein wichtiger Schritt in der zunehmenden Vielfältigkeit der Pneumologie ist der Aufbau von palliativmedizinischen Strukturen innerhalb pneumologischer Kliniken und Abteilungen angesichts der unbestreitbaren Tatsache, dass ein großer Anteil der Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen einer palliativmedizinischen Betreuung bedarf. Der Fokus, auch im politischen Umfeld, war bisher auf Patienten mit Tumorerkrankungen gerichtet. Es bedarf noch großer Überzeugungsarbeit, dass Patienten mit chronischen nichtmalignen Lungenerkrankungen, die bei begrenzten kausaltherapeutischen Möglichkeiten eine ähnlich ungünstige Prognose wie Tumorpatienten aufweisen, ein neue Zielgruppe für die Palliativmedizin darstellen. Pneumologische Patienten unterschieden sich unter anderem von anderen palliativmedizinischen Patienten durch das Vorherrschen von Luftnot, einem spezifischen Beschwerdekomplex, der zur Symptomlinderung einer fachpneumologischen Kompetenz und Expertise bedarf (wie z. B. Stenting, nichtinvasive Beatmung) und häufig die Erfahrung und das Know-how klassischer palliativmedizinischer Zentren häufig übersteigt. Aus den klinischen Beiträgen zu pneumologischen Problemen soll ein Thema herausgehoben werden: Der Beitrag zur Rolle endoskopisch-interventioneller Verfahren bei obstruktiven Atemwegserkrankungen setzt sich kritisch mit innovativen Verfahren wie Einweg-Ventilen, endobronchialen Coils bzw. endobronchiales Einbringen von polymerischen Materialien auseinander. Dies erscheint deshalb von Bedeutung, da die endoskopischen Verfahren technisch meist wenig anspruchsvoll und zum Teil DRG-kostenrelevant sind und daher den weniger Geübten zum ungezielten Einsatz verleiten könnten. Diese endoskopischen Interventionen sollten daher zunächst großen Zentren mit hoher technischer Expertise und ausreichenden Patientenzahlen vorbehalten bleiben. Als ein internistisches Fach mit einer engen Beziehung zur Thoraxchiurgie widmen sich zwei Beiträge dieses Themenheftes der minimal-invasiven Lungenresektion. Da es sich um ein noch relativ neues Indikationsfeld handelt, ist die Problematik als Pro-Con-Debatte mit aufgenommen worden. Die Diskussionen machen deutlich, wie die Medizin, nicht nur die Thoraxchirurgie, von Trends, Meinungen und Patientenpräferenzen abhängt, die oft jenseits wissenschaftlicher Grundlagen angesiedelt sind und die klinische Arbeit nicht erleichtern. Eine kritische Auseinandersetzung tut hier Not.

Wir wünschen allen Lesern, insbesondere den jungen Medizinerinnen und Medizinern, dass sie motiviert werden, sich mit dem spannenden Fachgebiet der Pneumologie intensiv auseinander zu setzen. Uns allen wünschen wir fruchtbare und anregende Tage in der Landeshaupt- und Kulturstadt Dresden.

Prof. Dr. G. Höffken

Universitätsklinik Carl Gustav Carus, Medizinische Klinik I – Pneumologie

Fetscherstr. 74

01304 Dresden

Email: Gert.Hoeffken@uniklinikum-dresden.de