Rofo 2011; 183(4): 324
DOI: 10.1055/s-0031-1274611
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammakarzinom – Einschätzung der Tumoraggressivität mit der Diffusions-MRT

Further Information

Publication History

Publication Date:
05 April 2011 (online)

 

54-jährige Patientin mit tastbarem und bereits histologisch gesichertem bifokalem invasiv-duktalem Mammakarzinom rechts unten innen. Präoperative MRT-Untersuchung zum lokalen Tumorstaging. a, b Maximum-Intensity-Projektionen (MIP) in (a) kraniokaudaler und (b) a.-p. Orientierung. c Subtraktionsaufnahme. d Hochauflösende T1w 3-D-Gradienten-Echo-Sequenz mit Fettunterdrückung. e T2w TSE-Sequenz, jeweils in axialer Orientierung. f Native T1w Untersuchung der Axilla in parakoronaler Schnittführung (Bild: Bick U, Fallenberg EM. Radiologie up2date 2008; 8: 375–390).

Etablierte Marker für die Beurteilung des Malignitätsgrades von Mammaläsionen sind der histologische Typ, der Differenzierungsgrad der Tumorzellen sowie das Tumorstadium. Neben Hormonrezeptoranalysen und genetischen Varianten werden zunehmend auch bildgebende Verfahren in die Beurteilung eingeschlossen. Costantini et al. haben die Befunde der Diffusions-MRT mit den herkömmlichen Parametern korreliert und eine gute Übereinstimmung gefunden.

Clin Radiol 2010; 65: 1005–1012

Der „Apparent Diffusion Coefficient“ (ADC) misst quantitativ die Bewegung der Wassermoleküle und nimmt mit höherer Malignität des Tumors ab. Frühere Studien hatten ansteigende Werte von invasiven Karzinomen über nicht invasive Formen bis zu gutartigen Prozessen gezeigt.

Die italienischen Ärzte untersuchten 136 Frauen (Durchschnittsalter: 50 Jahre) mit Mammakarzinom. 77,1% der Läsionen waren invasiv duktale, 8,1% interlobuläre Karzinome, 4,3% Mischformen und die übrigen Carcinomata in situ. Ein Tumorgrad 1 bis 3 lag bei 20,9%, 37,6% bzw. 41,3% vor. 132 von 162 Läsionen entsprachen der BI-RADS-Klasse V. 53 Tumoren waren unter 2 cm, 81 waren 2 bis 5 cm und 28 über 5 cm groß. Mit der Diffusions-MRT wurden 160 Läsionen entdeckt. Der durchschnittliche ADC aller malignen Läsionen betrug 1,03 x 10-3 mm2/s. Bei einem Schwellenwert von 1,4 x 10-3 mm2/s für bösartige Befunde lag die Sensitivität bei 92,5%.

Die ADC invasiver Tumoren waren geringer als bei In-situ-Tumoren. Zwischen duktalen und lobulär invasiven Karzinomen bestand ein signifikanter Unterschied der ADC-Werte (p = 0,004, t-Test). Zwischen den ADC und dem Tumor-Grading bestand eine inverse Korrelation (p < 0,001).

Die Autoren teilten alle Befunde in 2 Gruppen ein. In der 1. Gruppe waren In-situ-Formen und Grad-1-Läsionen zusammengefasst. Die 2. Gruppe bestand aus den Grad-2- und -3-invasiven-Befunden. Der durchschnittliche ADC betrug für die weniger aggressiven Tumoren 1,19 x 10-3 mm2/s und für die bösartigeren Formen 0,96 x 10-3 mm2/s (p < 0,001). Bei einem Schwellenwert von 1 x 10-3 mm2/s lagen die Sensitivität und Spezifität bei 74 bzw. 66% für die Unterscheidung geringer und hochaggressiver Typen.

Fazit

Die Studie bestätigte frühere Untersuchungen und zeigte, dass mit der Diffusions-MRT eine zuverlässige Diagnose von Mammakarzinomen möglich ist. Darüber hinaus bestand eine hohe inverse Korrelation zwischen dem ADC und dem Differenzierungsgrad. Dies unterstützt nach Ansicht der Autoren die Hypothese, dass eine zunehmende Tumorzellularität mit Verminderung des Extrazellularraumes zu einer abnehmenden Bewegung von Wassermolekülen führt, die mit dem ADC gemessen werden könne.

Dr. Susanne Krome, Melle

    >