Rofo 2011; 183(6): 512
DOI: 10.1055/s-0031-1274688
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diffusionsbildgebung – ADC zur Prognose beim Prostatakarzinom nützlich

Further Information

Publication History

Publication Date:
26 May 2011 (online)

 

Für die Bewertung der Aggressivität von Brust- und Gehirntumoren wurde bereits der apparente Diffusionskoeffizient (ADC) verwendet. Die diffusionsgewichtete MRT kann ebenfalls zur Diagnose von Prostatakarzinomen eingesetzt werden. Über die Korrelation des ADC mit klinischen Tumorklassifizierungen gibt es bisher nur wenige Informationen. Zu dieser Frage führten Turkbey et al. eine Untersuchung mit Patienten durch, deren Prostatakarzinome in der MRT-Bildgebung sichtbar waren.

Radiology 2011; 258: 488–495

68-jähriger Patient mit nur leichtem PSA-Abfall von 9,6 ng/ml auf 9,1 ng/ml innerhalb von 8 Monaten. Aufgrund der persistierend hohen PSA-Werte wurde eine systematische Prostatabiopsie durchgeführt, im rechten Seitenlappen ein Prostatakarzinom Gleason 3 + 3 = 6 nachgewiesen. Acht Monate nach der Biopsie durchgeführte multiparametrische MRT: a, b morphologische MRT, c DWI, d DCE-MRT und e MRSI (Protonen-MR-spektroskopische Bildgebung), (Bild: Schlemmer H.-P. Fortschr Röntgenstr 2010; 182: 1067–1075)

Insgesamt nahmen 48 konsekutive Patienten mit einem Durchschnittsalter von 62,6 Jahren teil. Der mittlere PSA-Wert betrug 8,28 ng/ml (Bereich 1,8–45 ng/ml). Für die Bildakquirierung in einem 3-Tesla-System wurden endorektale und SENSE-Spulen eingesetzt. Die Zielläsionen für die durch MRT-US-Bildfusion gesteuerten Biopsien sind in T2-gewichteten und die ADC-Karten in diffusionsgewichteten Aufnahmen bestimmt worden. Für die Korrelation mit den ADC wurden die Tumoren nach Gleason und D’Amico klassifiziert. Die Analyse umfasste sowohl alle Tumoren unabhängig von der Lokalisation als auch unterteilt nach peripherer und zentraler Zone.

Prostatakarzinome wurden histologisch in 75 Zielläsionen bestätigt. Bei positiven Biopsiebefunden betrug der mittlere ADC 1031 ± 294 x 10–6 mm2/s und war damit signifikant niedriger als bei negativen Ergebnissen (1293 ± 191 x 10–6 mm2/s, p < 0,0001). Die Unterschiede zwischen den mittleren ADC-Werten für einen niedrigen, mittleren oder hohen Risiko-Score nach D’Amico waren für alle Tumoren und ausschließlich denen in der peripheren Zone signifikant (p < 0,0001).

Für die D’Amico-Klassifikationen niedriges vs. mittleres vs. hohes Risiko wurde eine korrekte Klassifikationsrate des ADC von 0,6 ermittelt. Die Rate stieg auf 0,75, wenn mittleres und hohes Risiko kombiniert wurden und für Tumoren in der peripheren Zone betrug sie 0,73. Bei einem ADC-Grenzwert von 1067,4 x 10–6 mm2/s erreichte die Wahrscheinlichkeit, Tumoren mit mittlerem oder hohem Risiko insgesamt (periphere und zentrale Zone) zu erkennen, 78%. Die entsprechende Wahrscheinlichkeit für Tumoren nur in der peripheren Zone betrug 76%.

Fazit

Die mit einem 3-Tesla-MRT ermittelten ADC-Werten sind bei Prostatakarzinomen mit mittleren und hohen Risiko-Scores und hohen Gleason-Scores signifikant niedriger. Die Ergebnisse könnten, so die Autoren, für die nicht invasive Bewertung der Aggressivität von Prostatakarzinomen nützlich sein.

Matthias Manych, Berlin (Medizinjournalist)