Rofo 2011; 183(7): 598
DOI: 10.1055/s-0031-1274716
Brennpunkt

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Schilddrüsenabdeckung bei Hals-CT – Einfluss auf die Bildqualität?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Juli 2011 (online)

 

Zu den Strategien, Strahlenexpositionen durch CT-Untersuchungen für Patienten zu reduzieren, gehören Abdeckungen mit Bleiäquivalent (Bismuth). Wie Lee et al., Korea, berichten, sei die Reduktion der Organdosen durch diese Abdeckungen mitunter überschätzt worden, andererseits könnten Bildrauschen und Streifenartefakte die Bildqualität beeinträchtigen.

AJR Am J Roentgenol 2011; 196: 611–615

Die Autoren analysierten bei Patienten und am Phantom die Effekte einer handelsüblichen Schilddrüsenabdeckung auf die Bildqualität und Dosisreduktionen in CT-Untersuchungen des Halses. In diese nicht randomisierte prospektive Studie wurden 84 Patienten einbezogen (45 Männer, 39 Frauen), bei denen keine Abnormitäten im Bereich der Schilddrüse vorhanden waren. Eine Gruppe von 44 Teilnehmern erhielt Schilddrüsenabdeckungen sowie 2 cm dicke Baumwoll-Abstandshalter zur Reduktion von Streifenartefakten. Die kontrastverstärkten Halsaufnahmen wurden auch bei den 40 Teilnehmern ohne Bismuthabdeckung mit einem 64-MDCT-Gerät angefertigt. Die Bildqualität ist anhand der mittleren Dichtewerte und des Bildrauschens in den vorderen und seitlichen Halsmuskeln bewertet worden. In der Muskulatur wurden bilateral homogen erscheinende Bereiche als Region of Interest (ROI) mit überwiegend 30 mm2 Durchmesser gewählt. Zur Bestimmung der absorbierten Oberflächendosen dienten Messungen am CT-Kopfphantom.

Die Unterschiede der mittleren CT-Dichtewerte zwischen den Gruppen mit bzw. ohne Schilddrüsenabdeckung waren signifikant (p < 0,01). Mit Abdeckung wurden in den ROIs durchschnittlich 117,6 und 113,7 HU (Hounsfiled Units, vordere und seitliche Halsmuskeln) gemessen. Ohne Abdeckung erreichten diese Werte im Mittel 84,1 und 78,4 HU. Das Rauschen in den vorderen bzw. seitlichen Halsmuskeln betrug mit Abdeckung im Mittel 7,2 bzw. 10,8 HU und 8,6 bzw. 10,7 HU ohne Abdeckung (p = 0,201 und p = 0,953). Die Phantommessungen ergaben, dass mit der Abdeckung die absorbierte Oberflächendosis in der 12-Uhr-Position, also direkt unter der Abdeckung, im Vergleich zu anderen Positionen (3-/6-/9-Uhr-Position) signifikant um 27,5% verringert wurde (p < 0,05).

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie belegen die Möglichkeit, bei der Hals-CT die Strahlendosis direkt unter der Bismuthabdeckung deutlich zu reduzieren, ohne dass das Rauschen nennenswert erhöht wird. Da aber höhere Dichtewerte möglich sind, sollten nach Ansicht der Autoren Abdeckungen mit Bedacht eingesetzt werden, wenn sich verdächtige Abnormitäten direkt in Abdeckungsnähe befinden. Eventuell sollte dann eine andere Methode zur Dosisreduktion gewählt werden.

Matthias Manych, Berlin (Medizinjournalist)