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DOI: 10.1055/s-0031-1274722
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Morbus Alzheimer und leichte kognitive Beeinträchtigung – Apolipoprotein E-ε4 und MRT-Befund
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. Juli 2011 (online)
Das Apolipoprotein-E-ε4-Allel (APOE4) kommt bei Morbus Alzheimer häufiger vor und ist ein bedeutsamer Risikofaktor für ein frühes Auftreten. Spampinato et al. untersuchten, ob auch bei Patienten mit einer milden kognitiven Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment = MCI) eine Assoziation besteht und ob sich dafür Korrelate in der MRT finden lassen.
Radiology 2011; 258: 843–852
APOE4 ist bedeutsam für den zentralen Alterungsprozess und fördert vor allem eine starke Amyloidakkumulation. Im Tiermodell waren Genträger mit Morbus Alzheimer von einer beschleunigten Neurodegeneration betroffen. Bei MCI kann kernspintomografisch wie bei Alzheimer ein Verlust an grauer Hirnsubstanz nachweisbar sein. Die Autoren analysierten den Verlauf über 2 Jahre und wiesen nach, dass APOE4 auch hier als Risikofaktor eingeschätzt werden muss.
63 Männer und 32 Frauen (Durchschnittsalter: 77,1 Jahre) mit bekanntem Genstatus erhielten im Rahmen der Alzheimer‘s Neuroimaging Initiative (ADNI) zunächst alle 6 Monate, dann jährlich eine MRT und nahmen an kognitiven Tests teil. 51 waren Träger des APOE4-Allels. In 48 Fällen bestand eine MCI (24 Genträger) und bei 47 Patienten ein Morbus Alzheimer nach MCI (27 Genträger). Zwischen Patienten mit und ohne APOE4-Allel bestanden keine Unterschiede hinsichtlich klinischer und soziodemografischer Basisdaten. Die kognitiven Tests ergaben bei Patienten mit Übergang von einer MCI in Morbus Alzheimer eine progressive Verschlechterung (p < 0,001). Eine Assoziation zum APOE4-Status bestand nicht. Dies galt auch für die Gruppe mit stabiler MCI.
Die Ausgangs-MRT ergaben keine bedeutsamen Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne das Allel. Bei Trägern war aber 12 Monate vor und nach dem Übergang einer MCI zum Morbus Alzheimer eine Abnahme grauer Hirnsubstanz nachweisbar. In dem Jahr vor der klinischen Manifestation fanden sich die Veränderungen bevorzugt im rechten Temporallappen und Hippocampus sowie der linken Inselregion. Danach nahm die graue Substanz in beiden Hippocampi, Temporal- und Parietallappen, dem rechten Nucleus caudatus und bilateral im Inselbereich ab.
APOE4-Träger mit stabiler MCI hatten nur im 1. Jahr eine bilaterale Abnahme grauer Substanz in der Inselregion und im Temporallappen. Patienten mit stabiler MCI ohne APOE4 zeigten über den Gesamtzeitraum keinen Schwund grauer Substanz.
Fazit
Der APOE4-Genotyp war bei MCI mit einer beschleunigten Atrophie des Hippocampus und neokortikaler Regionen assoziiert. Die longitudinale und vergleichende Quantifizierung regionaler Veränderungen der grauen Substanz bei Allel-Trägern und -Nichtträgern könne bei der Diagnostik einer Konversion zum Morbus Alzheimer bedeutsam sein, so die Autoren.
Dr. Susanne Krome, Melle