Rofo 2012; 184(2): 91
DOI: 10.1055/s-0031-1274734
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akuter Thoraxschmerz – Algorithmus mit Kardio-CT verkürzt Krankenhausverweildauer

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Januar 2012 (online)

 

Der etablierte Ablauf zum Ausschluss eines akuten Koronarsyndroms besteht bei Patienten mit Brustschmerz in seriellen EKG-Aufzeichnungen und seriellen Bestimmungen des Troponinwertes. Eine Arbeitsgruppe aus Australien untersuchte einen Algorithmus zur Risikostratifizierung unter Einbeziehung von Notfall-CT-Koronarangiografien.

Radiology 2011; 260: 381–389

Nasis et al. nahmen in ihre prospektive Beobachtungsstudie zwischen September 2008 und März 2010 insgesamt 203 Patienten mit typischen akuten pectanginösen Beschwerden auf, die nach dem TIMI-Score (Thrombolysis in Myocardial Infarction) ein niedriges bis mittelhohes Risiko für ein akutes Koronarsyndrom aufwiesen und in der initialen Untersuchung keine Troponinerhöhung oder ST-Hebung im EKG zeigten. Zum Vergleich wurde eine retrospektiv erstellte Kohorte von insgesamt 102 Patienten herangezogen, die sich zwischen Januar 2008 und August 2008 mit akuten Brustschmerzen in der Notaufnahme des Studienzentrums vorgestellt hatten.

Bei den Patienten der Studiengruppe wurde direkt nach der klinischen Primäreinschätzung, der Bestimmung des Troponinwertes und der Dokumentation des EKG eine Kardio-CT-Angiografie durchgeführt. Die Untersuchungen erfolgten mit einem 320-Zeilen-Multidetektorsystem. Danach wurde gemäß der CT-Befunde folgende Stratifizierung vorgenommen: Patienten ohne offensichtliche Plaques und mit normaler linksventrikulärer Funktion wurden direkt nach der CT-Untersuchung nach Hause entlassen. Bei Patienten mit nicht obstruktiven Plaques und normaler linksventrikulärer Funktion wurde nach 6 h der Troponinwert kontrolliert, und die Patienten wurden dann nach Hause entlassen. Patienten mit mittelgradigen Stenosen wurden bei negativem Troponinwert in der Kontrolluntersuchung nach 6 h nach Hause entlassen, und es wurde eine ambulante Stressechokardiografie innerhalb 1 Woche geplant. Bei Patienten mit höhergradigen Stenosen wurde eine konventionelle Koronarangiografie in Interventionsbereitschaft vorgenommen. Dagegen wurden alle Patienten der Vergleichsgruppe stationär aufgenommen, und es wurden serielle Troponinmessungen und EKG-Dokumentationen durchgeführt sowie eine ergometrische Untersuchung während des stationären Aufenthalts oder bis maximal 72 h nach Entlassung veranlasst.

Die Follow-up-Untersuchungen zeigten, dass in der Studiengruppe und in der Vergleichsgruppe im Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich 14,2 Monaten keine Todesfälle oder akuten Koronarsyndrome auftraten. Die Rate der erneuten Krankenhausvorstellungen aufgrund akuter Thoraxschmerzen lag in der Studiengruppe bei 1% und in der Vergleichsgruppe bei 9%. Die mittlere Verweildauer in der Notaufnahme bzw. im stationären Bereich des Krankenhauses lag in der Studiengruppe signifikant niedriger als in der Vergleichsgruppe.

Fazit

Laut den Autoren erwies sich die Stratifizierung von Patienten mit akuten Thoraxschmerzen anhand einer initial durchgeführten Kardio-CT-Angiografie mit der Möglichkeit, Patienten ohne Veränderungen der Koronargefäße direkt nach Hause zu entlassen, als sicher und war mit einer durchschnittlich kürzeren Krankenhausverweildauer assoziiert.

Dr. Katharina Franke, Darmstadt