ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2011; 120(3): 65
DOI: 10.1055/s-0031-1275603
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Höher, Weiter, Schneller

Cornelia Gins
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2011 (online)

Die Messe der Superlative öffnet Ende März zum 34. Mal ihre Tore. Auch in diesem Jahr wurden schon im Vorfeld wieder Rekordzahlen zu Ausstellern, Ausstellungsflächen und erwarteten Besucherzahlen verkündet. Eine gigantische Industrieschau erst einmal für den Handel, aber auch Treffpunkt für Kollegen, die aus der ganzen Welt nach Deutschland kommen, um sich zu informieren und auszutauschen. Es ist schon erstaunlich, wie viel Marktpotenzial in so einem kleinen Zahn steckt. Und das alle 2 Jahre aufs Neue. Ich bin sehr gespannt, was es angesichts unseres bereits sehr hohen technischen Standards noch zu entdecken gibt. Aber der Patient kann erwarten, dass wir auf dem neuesten Stand sind, nicht nur technisch, sondern auch in den sich daraus ergebenden neuen Therapieansätzen. In dieser therapeutischen Verantwortung sehe ich die Grundlage unseres medizinischen Auftrags. Daher möchte ich Ihnen diese Ausgabe ganz besonders ans Herz legen. Die Beiträge haben primär nicht die Zähne zum Thema, sondern die ZahnMedizin. Immunologische Faktoren bestimmen zunehmend das Krankheitsbild unserer Patienten, Infektionen treten in den Hintergrund. Die Gingivitis, Parodontitis und nun auch die Periimplantitis beispielsweise nehmen immer häufiger einen chronischen Verlauf. Das macht deutlich, dass es sich nicht mehr nur um eine banale Infektionserkrankung handeln kann (Beitrag von Dr. Volker von Baehr). Neben initial auslösenden exogenen Faktoren wird der parodontale Krankheitsverlauf durch die genetischen Variationen körpereigener Entzündungsreaktionen bestimmt. Die Bedeutung des genetischen Polymorphismus ist im Hinblick auf die Entstehung und den Verlauf parodontaler Erkrankungen nicht zu unterschätzen, wie Dr. Sabine Schütt in ihrem Beitrag erläutert.

Das Thema hormonwirksame Chemikalien wird gelegentlich auch in der Tagespresse diskutiert. Das östrogene Umwelthormon Bisphenol A ist der Grundstoff unserer Füllungen, Zemente und Versiegelungen. Während der Aushärtung wird es freigesetzt. Ob dies ein Gesundheitsrisiko darstellt wird seit Langem diskutiert, Ergebnis offen (Beitrag von Prof. Andreas Gies). Biokompatibilität dentaler Komposite ist dazu das Thema des CME-Beitrags von Prof. Helmut Schweikl. Es wird die Wirkung dentaler Monomere auf Zellen des Immunsystems und des Dentin-Pulpa-Komplexes diskutiert. Der Epikutantest wird gern zur Klärung allgemeiner Krankheitssymptome und Befindlichkeitsstörungen herangezogen. Eine kritische Betrachtung von Dr. Kurt Müller dazu ergänzt diesen Themenkomplex.

Vielleicht fragt sich der geneigte Leser, warum die Redaktion gerade dieses Thema für die IDS-Ausgabe gewählt hat. Höher, weiter, schneller ist die Motivation und der Motor für den Fortschritt. Er ist gewünscht, er wird gefordert. Das ist die eine Seite. Bei aller Begeisterung über neue technische und medizinische Errungenschaften sind wir aber auch verpflichtet, Innovation kritisch zu beleuchten und zu bewerten. Jede Behandlung am Patienten darf nicht nur als lokaler Eingriff verstanden werden. Wir arbeiten immer im ganzen System. Mein Wunsch für diese Ausgabe ist es gewesen, mit dem Thema Umwelt-ZahnMedizin Sie dafür zu sensibilisieren.

Ihre

Cornelia Gins