Dtsch Med Wochenschr 2011; 136(20): 1060
DOI: 10.1055/s-0031-1275843
Editorial

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Positronen-Emissions-Tomographie bei Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts: Stellenwert kontrovers

Positron emission tomography in tumors of the upper gastrointestinal tract: controversial valueD. Vallböhmer1 , A. H. Hölscher1
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie; Universität zu Köln
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Publication Date:
10 May 2011 (online)

Die beste Option in der Therapie von Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts ist die Entfernung des Primärtumors und seiner regionalen Lymphknotenmetastasen, sofern eine komplette Resektion ohne Residualtumor erreicht werden kann. In den letzten Jahren wurde zur Verbesserung der Ausgangssituation für eine R0-Resektion eine neoadjuvante Therapie durchgeführt, da Karzinome des Ösophagus bzw. Magens meistens erst im lokal-fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zur multimodalen Therapie fortgeschrittener Tumoren weisen für die Gesamtgruppe einen geringen Prognosevorteil auf, belegen jedoch bei sehr gutem histopathologischem Ansprechen signifikant bessere Überlebenswahrscheinlichkeiten im Vergleich zu den Non-Respondern. Deshalb wäre es wünschenswert, prädiktive Faktoren zu charakterisieren, die das unterschiedliche Ansprechen bei lokal-fortgeschrittenen Tumoren des oberen Gastrointestinaltraktes gegenüber einer multimodalen Therapie differenzieren können. Herkömmliche Verfahren (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie [ÖGD], endoskopischer Ultraschall [EUS], CT) haben einen geringen Nutzen bei der Prädiktion des Ansprechens in der neoadjuvanten Therapie [5]. Unklar bleibt der Stellenwert der Positronenemissions-Tomographie mit dem Glukoseanalogon [18F]Fluorodeoxyglukose (FDG-PET) bzw. das PET-CT für diese Entität zur Prädiktion des Ansprechens in der multimodalen Therapie.

Lordick et al. [4] diskutieren in ihrer Übersichtsarbeit (s. Seite 1061) vier Anwendungsbereiche: 1.) Verbesserung des Stagings; 2.) PET-Untersuchungsergebnisse als Prognosemarker; 3.) Prädiktion des Ansprechens; 4.) Rezidivdiagnostik. Da sich die Detektierbarkeit von Magenkarzinomen mittels PET sehr heterogen darstellt und nur ca. 60 % dieser Tumoren PET-positiv sind, scheint das PET bzw. PET-CT für diese Entität in allen vier Anwendungsbereichen keinen relevanten Stellenwert zu haben. Diese Feststellung entspricht auch unseren eigenen klinischen bzw. wissenschaftlichen Erfahrungen [1]. Hingegen lassen sich Ösophaguskarzinome bei bis zu 95 % der Fälle mittels PET detektieren, sodass ein Einsatz in der multimodalen Therapie dieser Entität möglich ist. Im Rahmen des primären Stagings verbessert die PET die Genauigkeit zur Beurteilung der M-Kategorie, jedoch ist der Nutzen zur Evaluation der N-/T-Kategorie gering. Zudem ist die Genauigkeit der PET für das Staging begrenzt, sodass PET-Untersuchungen nicht zur alleinigen Festlegung von Therapieentscheidungen verwendet werden sollten. In unserem klinischen Vorgehen wird die PET beim Ösophaguskarzinom nur bei speziellen Fragestellungen und dann in Verbindung mit den herkömmlichen Untersuchungsmethoden eingesetzt. Die Autoren berichten über eine mögliche prognostische Wertigkeit der initialen PET beim Ösophaguskarzinom und verweisen auf Studien, die für frühe Stadien belegen konnten, dass eine hohe intratumorale PET-Aktivität eine schlechte Prognose aufweist. Allerdings konnte dies in vielen Studien nicht bestätigt werden.

Die Beurteilung des Stellenwertes der PET bzw. PET-CT haben Lordick et al. in den MUNICON I/II Studien untersucht. Hierbei wiesen sequentielle FDG-PET-Untersuchungen beim Adenokazinom des Ösophagus bzw. des gastroösophagealen Übergangs unter neoadjuvanter Chemotherapie ein frühzeitiges Ansprechen nach. Andere Arbeitsgruppen konnten dieses allerdings nicht reproduzieren. Darüber hinaus bezweifeln auch unsere eigene Arbeitsgruppe und andere einen Stellenwert der PET im Rahmen der neoadjuvanten Radiochemotherapie [2] [6] [7]. Deshalb sind multizentrische Studien, die bereits seit 2008 in Planung sind, von größter Wichtigkeit, um den wirklichen Stellenwert der PET zur Response-Prädiktion in der multimodalen Therapie des Ösophaguskarzinoms herauszuarbeiten [3] .

Literatur

  • 1 Alakus H, Batur M, Schmidt M. et al . Variable 18F-fluorodeoxyglucose uptake in gastric cancer is associated with different levels of GLUT-1 expression.  Nucl Med Commun. 2010;  31 532-538
  • 2 Gillham C M, Lucey J A, Keogan M. et al . (18)FDG uptake during induction chemoradiation for oesophageal cancer fails to predict histomorphological tumour response.  Br J Cancer. 2006;  95 1174-1179
  • 3 Lordick F, Ruers T, Aust D E. et al . European Organisation of Research and Treatment of Cancer (EORTC) Gastrointestinal Group: Workshop on the role of metabolic imaging in the neoadjuvant treatment of gastrointestinal cancer.  Eur J Cancer. 2008;  44 1807-1819
  • 4 Lordick F, Ott K, Krause B J. et al . Positronen-Emissions-Tomographie bei Karzinomen des oberen Gastrointestinaltrakts.  Dtsch Med Wochenschr. 2011;  136 1061-1066
  • 5 Schneider P M, Hölscher A H. et al . Response-evaluation by endoscopy, re-biopsy, and endoscopic ultrasound does not accurately predict histopathologic regression following neoadjuvant chemoradiation for esophageal cancer.  Ann Surg. 2008;  248 902-908
  • 6 Vallböhmer D, Hölscher A H, Dietlein M. et al . 18F]-Fluorodeoxyglucose-positron emission tomography for the assessment of histopathologic response and prognosis after completion of neoadjuvant chemoradiation in esophageal cancer.  Ann Surg. 2009;  250 888-894
  • 7 van Heijl M, Omloo J M, van Berge H enegouwen MI. et al . Fluorodeoxyglucose positron emission tomography for evaluating early response during neoadjuvant chemoradiotherapy in patients with potentially curable esophageal cancer.  Ann Surg. 2011;  253 56-63

Prof. Dr. A. H. Hölscher

Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie
Universität zu Köln

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