Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P1_2
DOI: 10.1055/s-0031-1276753

Geht eine mediterrane Ernährung bei zu Hause lebenden Senioren mit geringerer Gebrechlichkeit einher?

J Bollwein 1, R Diekmann 1, M Kaiser 1, CC Sieber 1, D Volkert 1
  • 1Institut für Biomedizin des Alterns, Universität Erlangen-Nürnberg

Einführung: Eine mediterrane Ernährungsweise kann das Risiko vieler altersassoziierter Krankheiten senken, die ihrerseits die Entwicklung von Gebrechlichkeit (Frailty) im Alter begünstigen. Die vorliegende Untersuchung überprüft einen möglichen Zusammenhang zwischen einer mediterran-orientierten Ernährungsweise und Frailty.

Methoden: In einer Querschnittsuntersuchung wurden 206 freiwillige, selbständig im Privathaushalt lebende Senioren (66%♀) zwischen dem 75. und 90. (83,4±4,4) Lebensjahr und einem BMI zwischen 18,6 und 36,1 (27±3,7)kg/m2 untersucht. Eine mediterrane Ernährungsweise wurde anhand des Häufigkeitsprotokolls der EPIC-Studie und eines Ernährungsscores (MED-Score nach Fung, max. 9 Punkte) ermittelt. Je ein Punkt wird für hohen Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten und Fisch, ein hohes Verhältnis einfach ungesättiger zu gesättigten Fettsäuren, niedrigen Fleischkonsum (jeweils gemessen am geschlechtsspezifischen Median) und für moderaten Alkoholkonsum (5–15g/d) vergeben. Eine eher mediterrane Ernährungsweise wurde als MED-Score über dem Median definiert. Frailty wurde gemäß Fried als Vorhandensein von drei der fünf folgenden Kriterien definiert: Gewichtsverlust, Erschöpfung, geringe Aktivität, geringe Handkraft und langsame Gehgeschwindigkeit. Anhand des χ2-Tests wurde ein Unterschied in der Prävalenz von „Frailty„ bei einem MED-Score ≤ bzw. > Median untersucht. Die Wahrscheinlichkeit für Frailty bei einem MED-Score > Median wurde anhand der Odds-Ratio (95% CI) ermittelt.

Ergebnisse: Der MED-Score konnte für 193 Probanden berechnet werden, wovon 15,x % gebrechlich waren. Unter dem Median von 4 Punkten (Interquartilbereich: 3–5 Punkte) lagen 55,4% der Probanden, darüber 44,6%. Frailty trat bei einen MED-Score >4 bei 8,1% der Probanden auf, bei einem Score ≤4 bei 20,6% (p<0,05). Die Odds-Ratio (95% CI) für „Frailty„ bei einem MED-Score >4 beträgt 0,34 (0,14–0,85).

Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, gebrechlich zu sein, bei selbstständig zu Hause lebenden Senioren, bei einer stärker mediterran orientierten Ernährung, nur etwa ein Drittel so groß ist, wie bei einer weniger mediterranen Ernährung. Einen protektiven Effekt dieser Ernährungsweise auf Frailty wird eine Interventionsstudie klären müssen.