Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P1_7
DOI: 10.1055/s-0031-1276758

Eingeschränkte Riechleistung ist kein Risikofaktor für Mangelernährung beim geriatrischen Patienten

C Smoliner 1, A Fischedick 1, C Sieber 2, 3, R Wirth 1, 2
  • 1Klinik für Geriatrie, St. Marien-Hospital Borken GmbH, Borken/Westfalen, Deutschland
  • 2Institut für Biomedizin des Alterns (IBA), Friedrich-Alexander-University Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
  • 3Medizinische Klinik II, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland

Einleitung: Bei etwa 60% der über 65-jährigen Patienten findet sich eine klinisch relevante Riechstörung. Dies gilt als Risikofaktor für Mangelernährung, obwohl die Datenlage diesbezüglich dürftig ist. Neben altersbedingten physiologischen Veränderungen sind auch Nikotinkonsum, Medikamentennebenwirkungen und Erkrankungen wie z.B. M. Parkinson und M. Alzheimer mit einer Verschlechterung der Riechleistung assoziiert.

In der folgenden Studie sollte untersucht werden, inwiefern eine eingeschränkte Geruchsleistung mit einem schlechten Ernährungszustand assoziiert ist.

Methoden: Die Studienteilnehmer wurden von einer geriatrischen Tagesklinik und Station rekrutiert. Morbus Parkinson, schwere kognitive Störung und Nikotinkonsum im vorangegangen Jahr galten als Ausschlusskriterien. Der Ernährungszustand wurde mittels Body Mass Index (BMI) und Mini Nutritional Assessment (MNA) erhoben. Die Selbstpflegefähigkeit wurde mit dem Barthel Index (BI) erfasst. Die Riechfunktion wurde vom Patienten selbst eingeschätzt, zudem erfolgte eine objektive Beurteilung anhand eines standardisierten Geruchsidentifikationstests (Sniffin' Sticks 12 item).

Ergebnisse: In die Studie wurden 191 Patienten, 137 davon weiblich, eingeschlossen (163 Tagesklinik/28 Station). Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 79,6±6,3 Jahre alt und hatten einen BMI von 27,6±5,0kg/m2 und einen MNA von 23,9±3,2 Punkten. Die Patienten nahmen 7,0±2,9 Medikamente zu sich und der BI lag bei 80,3±18,7. Rund 45% der Patienten bewerteten den eigenen Geruchssinn als gut, 44,5% als mittelmäßig und 11,0% als schlecht. Laut Geruchstest hatten 28,8% eine Normosmie, 39,3% eine Hyposmie und 31,9% eine funktionelle Anosmie. In einem Gruppenvergleich von wohlernährten Patienten und solchen mit Ernährungsrisiko ergab sich kein Unterschied in der Geruchsleistung. In einer Regressionsanalyse, die den Einfluss von Riechen (subjektiv und objektiv), Alter, Geschlecht, Kognition und Medikamenteneinnahme auf MNA und BMI untersuchte, fand sich kein signifikanter Einfluss der Riechleistung auf den Ernährungszustand.

Schlussfolgerung: In dieser Studie hatte eine verminderte subjektive und/oder objektive Geruchsleistung keinen negativen Einfluss auf den Ernährungszustand.