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DOI: 10.1055/s-0031-1276759
Compliance von Pflegeheimbewohnern mit einer energie- und nährstoffreichen Trinknahrung
Einleitung: Die Effizienz von Trinknahrung (TN) wird im Alter oft durch eine geringe Compliance limitiert. Vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss einer randomisiert-kontrollierten Intervention mit TN auf den Ernährungszustand von Pflegeheimbewohnern in Abhängigkeit der Compliance sowie Assoziationen zwischen Compliance und Bewohnercharakteristika.
Methoden: Von 77 Bewohnern mit (Risiko für) Mangelernährung (87±6J., 91%♀) erhielt die Interventionsgruppe (IG, n=42) über 12 Wochen täglich zusätzlich 2×125ml energie- und nährstoffdichte TN (2,4kcal/ml), die Kontrollgruppe (KG, n=35) Routineversorgung. Die Compliance wurde täglich vom Pflegepersonal dokumentiert. Eine geringe/hohe Compliance wurde als ≤30%/≥80% definiert. Zu Beginn (T1) und nach 12 Wochen (T2) wurden Körpergewicht, Body Mass Index (BMI), Waden- und Oberarmumfang (WU, OAU) und Mini Nutritional Assessment (MNA-SF, Pflegeinterview) erfasst. Analysiert wurden Unterschiede in der Entwicklung des Ernährungszustands zwischen KG und IG mit unterschiedlicher Compliance (ANOVA, Kruskall-Wallis-Test), Zusammenhänge zwischen Ernährungszustand und Compliance (nur IG, Spearman's Korrelationskoeffizient) sowie Assoziationen zwischen Compliance und Bewohnercharakteristika (Chi2-Test).
Ergebnisse: Die Energiezufuhr durch TN betrug im Median 438 (Q1 141; Q3 519) kcal/d. Die Compliance war bei 35,7% der IG hoch, bei 33,3% gering. Änderungen von Gewicht, BMI, OAU und MNA-SF waren bei guter Compliance größer als bei geringerer Compliance bzw. im Vergleich zur KG und korrelierten signifikant mit der Compliance (Tabelle). Eine hohe Compliance war bei Bewohnern mit Mangelernährung (MNA-SF≤7 P.; n=9)häufiger als ohne Mangelernährung (MNA-SF>7 P.; n=33) (66,7 vs. 27,3%; p<0,05). Eine geringe Compliance wurde häufiger bei Immobilen (n=20) als bei Mobilen (n=22) (45,0 vs. 14,6%; p<0,05), sowie bei gastrointestinalen Beschwerden (n=14) vs. ohne Beschwerden (n=28) (50,0 vs. 17,9%; p<0,05) festgestellt.
§ ANOVA, *Kruskall-Wallis-Test, $Korrelationskoeffizient nach Spearman (nur IG, n=42) |
|||||||
Δ T1-T2 |
KG (n=35) |
≤30% (n=12) |
IG - Compliance >30– <80% (n=15) |
≥80% (n=15) |
p1 |
r $ |
p2 |
Gewicht [kg] § |
-0,1 (-1,2; 0,6) |
-0,1 (-2,2; 1,7) |
0,9 (-1,4; 2,5) |
3,0 (2,1; 3,8) |
0,000 |
0,623 |
0,000 |
BMI [kg/m2] § |
0,0 (-0,5; 0,2) |
-0,1 (-0,9; 0,7) |
0,4 (-0,6; 1,0) |
1,2 (0,8; 1,6) |
0,000 |
0,620 |
0,000 |
OAU [cm] * |
-0,5 (-0,9; 0,4) |
-0,4 (-0,6; 0,5) |
0,0 (-0,7; 0,8) |
1,1 (0,4; 1,5) |
0,009 |
0,487 |
0,001 |
WU [cm] § |
-0,4 (-1,2; 0,5) |
-0,1 (-0,4; 0,7) |
0,8 (-1,2; 1,8) |
0,6 (0,2; 1,2) |
0,128 |
0,043 |
0,787 |
MNA-SF [Pkt] * |
0,0 (-1,0; 2,0) |
-2,0 (-3,0; 0,0) |
0,0 (-2,0; 2,0) |
2,0 (1,0; 3,0) |
0,007 |
0,600 |
0,000 |
Schlussfolgerung: Die positiven Effekte von TN auf den Ernährungszustand werden durch eine geringe Compliance von Pflegeheimbewohnern reduziert. Als limitierende Faktoren wurden gastrointestinale Beschwerden und Immobilität identifiziert, hingegen war eine bestehende Mangelernährung mit hoher Compliance verbunden. Zur Verbesserung der Effizienz von TN sollten diese Aspekte berücksichtigt werden.