Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P2_1
DOI: 10.1055/s-0031-1276761

Konzept zum Ernährungsmanagement am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

I Blumenstein 1, S Marienfeld 1, C Germ 2, C Flerchinger 2, J Bojunga 1
  • 1Medizinische Klinik 1, JW Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 2Pflegeentwicklung, JW Goethe-Universität Frankfurt am Main

Einleitung: Die Ernährungskommission hat im Jahr 2010 ein für das gesamte Klinikum verbindliches Konzept zum Ernährungsmanagement eingeführt. Zeitgleich erfolgte die Implementierung des vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege entwickelten Expertenstandards „Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege„ durch die Stabsstelle Pflegeentwicklung. Ziel ist es bei allen stationären Patienten eine bereits bestehende Mangelernährung oder ein Risiko hierfür zu erfassen, und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Außerdem soll die Mangelernährung im DRG-System abgebildet werden.

Methode: Bei stationärer Aufnahme wird für jeden Patienten das Nutritional Risk Screening (NRS-2002) nach Kondrup et al. durchgeführt. Größe, Gewicht, Body Mass Index, NRS-2002, die gewählte Kostform, die Bereitstellung zusätzlicher Speisen oder hochkalorischer Trinknahrung sowie alle weiteren Maßnahmen werden EDV-unterstützt in der Patientenakte dokumentiert. Bei Bedarf kann das Ernährungsteam konsiliarisch hinzugezogen werden. Beratungsprotokolle und durch das Ernährungsteam erstellte Pläne für enterale und parenterale Ernährungstherapie werden ebenfalls in der elektronischen Patientenakte hinterlegt. Die Mitarbeiter des Ernährungsteams haben außerdem die Möglichkeit, Mangelernährung als Nebendiagnose vorzuschlagen. Hierzu wurden in Zusammenarbeit mit dem Medizincontrolling, Kodieranweisungen erarbeitet. Pflegekräfte und Ärzte werden regelmäßig zum Ernährungsmanagement geschult.

Ergebnisse: Im Jahr 2010 wurde in der Medizinischen Klinik 1 bei rund 55 Prozent der Patienten das NRS-2002 durchgeführt. Jeder vierte gescreente Patient war mangelernährt (NRS-2002 ≥3 Punkte). Davon konnte in 30 Prozent der Fälle (n=178) Mangelernährung als Nebendiagnose erlösrelevant kodiert werden: n=54 nicht näher bezeichnete erhebliche Energie- und Eiweißmangelernährung (E43), n=14mäßige Energie- und Eiweißmangelernährung (E44.0), n=9 leichte Energie- und Eiweißmangelernährung (E44.1), n=38 nicht näher bezeichnete Energie- und Eiweißmangelernährung (E46), n=6 Alimentärer Marasmus (E41) sowie n=57 Kachexie (R64).

Schlussfolgerung: Um eine konsequente Erfassung des Ernährungszustandes aller stationären Patienten zu erreichen, muss das medizinische Personal zunächst für das Problem der Mangelernährung sensibilisiert werden. NRS-2002 und Ernährungsmanagement müssen fester Bestandteil der täglichen Routine werden.