Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P2_5
DOI: 10.1055/s-0031-1276765

Analyse einer Erhebung zum Essverhalten von Teilnehmern eines Gewichtsreduktionsprogramms

S Körn 1, D Hanrieder 1, A Weimann 2
  • 1Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung, Bernburg, Deutschland
  • 2Klinikum St. Georg, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Leipzig, Deutschland

Einführung: Die Prävalenz für Übergewicht und Adipositas in den Industrienationen hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Die Adipositastherapie hat aus diesem Grund deutlich an Bedeutung gewonnen, wobei die Sicherung eines langfristigen Erfolgs einer konventionellen Gewichtsreduktion noch immer ein unsicheres Gebiet darstellt. Um das Gewicht der Betroffenen nicht nur reduzieren, sondern auch langfristig stabilisieren zu können, ist eine Modifikation des Essverhaltens unumgänglich. Dafür ist es nötig, das Essverhalten vor der Behandlung genau zu analysieren, um Rückschlüsse für die Therapie zu ermöglichen.

Methode: Das Essverhalten von Teilnehmern eines Gewichtsreduktionsprogramms am Klinikum St. Georg, Leipzig, wurde zum Zeitpunkt des Eintritts in die Therapie untersucht. Dabei kam der „Fragebogen zum Essverhalten„ (FEV) von Pudel und Westenhöfer zum Einsatz. Die ausgefüllten Fragebögen wurden anonymisiert, mittels SPSS 16.0 deskriptiv ausgewertet und anschließend interpretiert.

Ergebnisse: Die Stichprobe bestand aus 34 Teilnehmern –20 Frauen und 14Männern – an einem konventionellen multimodalen Komplexprogramm. Das Durchschnittsalter betrug 45±9,2 Jahre, und der durchschnittliche BMI der Probanden lag bei 52±13,5kg/m2. Die Auswertung des FEV ergab, dass die Probanden im Durchschnitt eine hohe kognitive Kontrolle des Essverhaltens aufweisen, wobei die weiblichen Probanden ihre Nahrungsaufnahme in der Regel stärker kognitiv kontrollieren als die männlichen. Die untersuchte Gruppe weist zudem eine hohe Störbarkeit des Essverhaltens auf, die bei den Frauen stärker ausgeprägt ist als bei den Männern. Darüber hinaus klagten die adipösen Probanden über starke subjektiv erlebte Hungergefühle.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die morbid Adipösen ihre Nahrungsaufnahme stark kognitiv zu kontrollieren versuchen, sich in ihrem Essverhalten jedoch leicht durch äußere und innere Stimuli stören lassen. Dieses „gezügelte Essverhalten„ stellt einen großen Risikofaktor für den langfristigen Erfolg einer Gewichtsreduktion dar und sollte im Rahmen einer individuell angepassten Therapie modifiziert werden.