Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P2_6
DOI: 10.1055/s-0031-1276766

Eine Erhebung in deutschen ambulanten Rehabilitationszentren zum Ernährungsverhalten und -therapie während der orthopädischen Rehabilitation

J Nikolov 1, M Pirlich 1, 2, J Thorwarth 1, JD Schulzke 1, K Norman 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Deutschland
  • 2Evangelische Elisabeth Klinik, Lützowstraße 24–26, 10785 Berlin, Deutschland

Einführung: Neben körperlicher Aktivität spielt die adäquate Protein- und Energiezufuhr insbesondere bei älteren Personen eine wesentliche Rolle, um einer Sarkopenie entgegenzuwirken. Dabei sind Menge und Zusammensetzung des Proteins sowie die zeitliche Verteilung der Proteinzufuhr von Bedeutung. Neuesten Erkenntnissen zufolge, ist eine höhere Proteinzufuhr (1,2g) und ein höherer Anteil an Leucin bei älteren Personen notwendig, um die Skelettmuskulatur zu erhalten.

Ziel dieser Studie war es, das Ernährungsverhalten der Patienten in ambulanten Rehabilitationszentren, sowie das ernährungsmedizinische Angebot der jeweiligen Zentren in Bezug auf die Prävention von Sarkopenie zu erfassen.

Methoden: Erfassung des ernährungsmedizinischen Angebots in ambulanten Rehabilitationszentren deutschlandweit mittels Fragebogen; Befragung von Patienten mittels eines 24-Stunden-Erinnerungsprotokolls zur Nahrungsaufnahme und Therapie während der ambulanten Rehabilitation.

Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von 82 Rehabilitationszentren ausgefüllt und ausgewertet. 47% der dort behandelten Patienten sind älter als 60 Jahre. Eine Ernährungsberatung wurde in 82% der Zentren angeboten, wobei der Schwerpunkt bei 51% auf Übergewicht, bei 47% auf allgemeiner Beratung und bei 23% auf der Beratung älterer Patienten lag. Ein Angebot an Nahrungsergänzungsprodukten gab es lediglich in 15% der ambulanten Zentren. Es wurden 116 Teilnehmer im Alter von 20–86 Jahren (54%≥55 Jahre) befragt. Die durchschnittliche Proteinaufnahme der älteren Patienten war mit 0,86g/kg Körpergewicht signifikant niedriger als die der jüngeren mit 1,00g/kg KG (p=0,041). Die Energieaufnahme der älteren Patienten war im Median ebenfalls deutlich geringer (20,6kcal/kg KG vs. 23,7kcal/kg KG, p=0,009). Die Verteilung der medianen Energie- und Proteinaufnahme war: 400kcal und 12g beim Frühstück, 667kcal und 31,7g zu Mittag, sowie abends 632kcal und 25,9g.

Schlussfolgerung: Diese Untersuchung zeigt, dass die Proteinzufuhr der älteren Patienten nicht dem derzeitigen Wissensstand für eine Prävention bzw. Behandlung der Sarkopenie entspricht. Das ernährungsmedizinische Produkt- und Beratungsangebot der untersuchten ambulanten Rehabilitationszentren sollte zur Vermeidung der Sarkopenie optimiert werden.