Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P2_9
DOI: 10.1055/s-0031-1276769

Screening auf Mangelernährung – ist die Prävalenz wirklich so hoch?

A Werner 1, J Burkhardt 1, D Haberzettl 1, A Herbst 1, M Fedders 1, A Weimann 1
  • 1Klinikum St. Georg gGmbH Leipzig

Einführung: Das in einer Ministerratsempfehlung der Europäischen Union 2009 geforderte „Screening„ aller Patienten im Krankenhaus auf „Mangelernährung„ wird bisher in Deutschland nur sehr vereinzelt durchgeführt. Dies basiert häufig auf Fehlen der Infrastruktur und betriebswirtschaftlich nicht kalkulierbaren Mehrkosten.

Ziel dieser Studie war die Erfassung der Prävalenz der Mangelernährung disziplinübergreifend innerhalb eines großen Versorgungskrankenhauses, sowie der Vergleich der mittleren Verweildauer der mangelernährten Patienten mit der vorgegebenen mittleren Verweildauer des Fallpauschalen – Katalog (DRG).

Methoden: Vom 1.10. 2009 bis 31.3.2010 wurde im Klinikum St. Georg Leipzig, einem großen Versorgungskrankenhaus, durch die Abteilung Ernährungsdiagnostik bei der Aufnahme aller Patienten ein „Screening auf Mangelernährung„ nach dem „Nutritional Risk Score„(NRS) durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden anonymisiert, deskriptiv ausgewertet und interpretiert.

Ergebnisse: Innerhalb dieses Zeitraumes wurden ca. 18.000 Patienten einem Pre-Screening unterzogen. Bei auffälligem Pre-Screening erfolgte ein Screening. Daraufhin wurden 3.532 (etwa 19,6%) Patienten gescreent, von denen 1.660 (etwa 9,2%) ernährungsdiagnostisch gemessen wurden. Dabei wiesen 354 Patienten eine Mangelernährung auf. Damit lag die Prävalenz insgesamt bei etwa 2,0%.

In der Studie verteilte sich das Patientengut wie folgt:

  • 45 Patienten (12,7%) Chirurgie

  • 42 Patienten (11,9%) Geriatrie

  • 37 Patienten (10,5%) Onkologie

  • 25 Patienten (7,1%) Strahlen

  • 144 Patienten (40,6%) Innere Medizin

  • 61 Patienten (17,2%) Rest

Die vorgegebene mittlere Verweildauer wurde für 344 mangelernährte Patienten untersucht. Dabei lagen 237 Patienten außerhalb und 107 innerhalb der mittleren Verweildauer.

Schlussfolgerung: Die Studie verdeutlicht, dass die Prävalenz für Mangelernährung bei disziplinübergreifendem Screening aller Patienten in einem Versorgungskrankenhaus möglicherweise deutlich geringer ist, als in vorausgegangenen Studien beschrieben. Der überwiegende Teil der mangelernährten Patienten weist eine längere Verweildauer auf, als die nach Fallpauschalenkatalog (DRG) vorgegebene mittlere Verweildauer.