Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P4_3
DOI: 10.1055/s-0031-1276782

Die Verwendung des Patienten-generierten Subjective Global Assessment zur Erfassung der Tumorkachexie: Welche Faktoren tragen am stärksten bei?

K Kulka 1, N Stobäus 2, M Neubauer 2, S Küpferling 1, JD Schulzke 2, K Norman 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin
  • 2Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin

Einleitung: Onkologische Patienten haben ein erhöhtes Risiko eine Kachexie zu entwickeln. Das Ziel dieser Studie war, Einflussgrößen auf den Gesamtscore des Patienten-generierten Subjective Global Assessment (PG-SGA) zu ermitteln, der speziell für die Erfassung des Ernährungszustands onkologischer Patienten entwickelt wurde.

Methoden: Der Ernährungszustand von 143 Patienten unter Chemotherapie mit solider Tumorerkrankung (77Männer; 60±11 Jahre) wurde mit dem PG-SGA bewertet. Dieser umfasst Gewichtsverläufe (2 Wochen, 1 bzw. 6 Monate), Nahrungsaufnahme, Symptome (Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Mundtrockenheit, Mukositis, Geschmacks- und Geruchsveränderungen, Schluckbeschwerden, Völlegefühl, Schmerzen, andere Ursachen), Aktivität und Funktion sowie eine körperliche Untersuchung. Unter Berücksichtigung von Diagnose, Alter und metabolischem Bedarf ergibt sich der subjektive Gesamteindruck (PG-SGA A=„wohl ernährt„, B=„moderat kachektisch„, C=„schwer kachektisch„) sowie ein Gesamtscore, der durch Vergabe von Punkten gebildet wird und mit einer Empfehlung verbunden ist (z.B. 4–8 Punkte: Ernährungsberatung und Intervention). In einer GLM-Regressionsanalyse wurden die potentiellen Einflussgrößen auf den Gesamtscore des PG-SGA untersucht.

Ergebnisse: Die Prävalenz der Kachexie (PG-SGA B oder C) betrug 33%, dabei litten 65% der Patienten an Symptomen, die von der Nahrungsaufnahme abhielten, wobei Appetitlosigkeit (37,8%), Völlegefühl (23,8%) und Geschmacksveränderungen bzw. Übelkeit (je 21,7%) die prominentesten Symptome waren. Die stärksten Prädiktoren für einen hohen PG-SGA Score waren Appetitlosigkeit (Geschätzte Effektgröße: 24,8%, p<0,001), Gewichtsverlust in einem Monat (19,3%, p<0,001), Schmerzen (12,6%, p<0,001) sowie Durchfall (8,8%, p<0,001) und Erbrechen (7,0%, p=0,001).

Schlussfolgerung: Appetitlosigkeit und ein Gewichtsverlust innerhalb von 1 Monat waren die Symptome, die am stärksten zu einem hohen PG-SGA Score beitrugen. Diese sollten daher in jeder Ernährungsanamnese onkologischer Patienten Berücksichtigung finden.