Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(5): 354-363
DOI: 10.1055/s-0031-1277979
Fachwissen
AINS-Topthema: Akutschmerztherapie in Pädiatrie und Geriatrie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akutschmerztherapie in Pädiatrie und Geriatrie – Akutschmerztherapie im Alter –ein ganzheitlicher Ansatz

Acute pain management in the elderly – Pharmaceutics and psychosocial approachesRita Laufenberg-Feldmann, Jürgen Jage
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Publikationsdatum:
10. Mai 2011 (online)

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Zusammenfassung

Bei der postoperativen Schmerztherapie alter Patienten sind Besonderheiten zu beachten. Neben den organischen Funktionsminderungen spielen altersabhängige psychische Veränderungen und soziale Faktoren eine große Rolle. Darüber hinaus beeinflussen Lebenserfahrungen, schmerzhafte Vorerkrankungen und ein Spektrum verschiedener Altersbeschwerden die Erwartungen an die Schmerztherapie. Verschiedene Gesichtspunkte sind zu beachten, so 1) altersgerechtes präoperatives Assessment organischer, psychischer und sozialer Faktoren, 2) Auswahl eines regelmäßig zu verabreichenden Nichtopioids bzw. Kombination zweier unterschiedlich wirksamer Nichtopioide unter besonderer Beachtung der Kontraindikationen und Dosisbeschränkungen, 3) ggf. im Aufwachraum vorsichtiges Titrieren des starken Opioids mit geduldiger Anpassung weiterer Dosierungen („start low, go slow“), 4) auf der Normalstation bedarfsweise Ergänzung des Nichtopioids durch ein starkes, nicht retardiert wirkendes Opioid (subkutane oder orale Verabreichung), 5) restriktive Indikationsstellung für retardierte Opioide wegen erhöhten Risikos zu Sturz und Obstipation, 6) häufigere Nebenwirkungskontrolle als bei jüngeren Patienten, 7) verstärkte ärztliche Zuwendung mit Akzeptanz der Autonomie, um Vertrauen zu ermöglichen, die häufig eingeschränkte Compliance zu verbessern und eine hohe Patientenzufriedenheit zu erreichen.

Abstract

Post-operative pain management of elderly patients requires special attention. In addition to the organic functional impairments, age-related changes in psychological and social factors play an important role. Also life experiences, painful medical history and a range of different complaints of old age influence the expectations to the treatment of pain. Several factors have to be considered, so 1) age-appropriate preoperative assessment of organic, psychological and social factors, 2) a selection of regularly administered non-opioid, or combination of two different effective non-opioids, notably on the contra-indications and dose limits, 3) if necessary careful titration of the strong opioid with patient adjustment further doses in the recovery room („start low, go slow“), 4) if necessary, supplement the non-opioid with a strong, not retarded opioid (subcutaneous or oral administration) on the ward, 5) restrictive indication for retarded opioids because of increased risk to fall and constipation, 6) more frequent control of side effects than for younger patients, 7) medical care with increased acceptance of autonomy, to allow trust to improve the often limited compliance and to achieve high patient satisfaction.

Kernaussagen

  • Verschiedene Gesichtspunkte der Schmerztherapie sind zu beachten:

    • ein altersgerechtes präoperatives Assessment organischer, kognitiver, funktioneller und psychosozialer Faktoren

    • Auswahl eines Nichtopioids wie Metamizol und Paracetamol, in 2. Linie auch Ibuprofen, Diclofenac oder i.v. Parecoxib unter besonderer Beachtung der Kontraindikationen/Anwendungsbeschränkungen, speziell bei einer GFR < 60 ml/min sowie einer ASS-Prophylaxe

    • im Aufwachraum Auswahl eines geeigneten Opioids (z. B. Piritramid) und vorsichtiges Titrieren mit initial etwa 50 % geringerer Opioiddosis und ggf. einem etwa 50 % längerem Zeitintervall als bei Jüngeren.

    • geduldige Anpassung weiterer Dosierungen („start low, go slow“)

    • ggf. Kombination unterschiedlich wirksamer bzw. potenter Analgetika (Nichtopioid[e], Opioid[e])

    • häufigere UAW-Kontrolle als bei jüngeren Patienten

    • verstärkte Zuwendung und Akzeptanz der Autonomie, um Vertrauen zu ermöglichen und die Compliance zu verbessern

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Literatur

Dr. med. Rita Laufenberg-Feldmann
Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Jage

eMail: rita.laufenberg@unimedizin-mainz.de

eMail: juergen.jage@ukmainz.de