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DOI: 10.1055/s-0031-1278689
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Frühjahrstagung der Bundesdirektorenkonferenz 7.–8. März 2011 im Klinikum Ingolstadt
Publication History
Publication Date:
06 May 2011 (online)
Die Frühjahrstagung der Bundesdirektorenkonferenz fand in Ingolstadt zum Thema "Personalressourcen für Krankenhauspsychiatrie – wie sichern wir die Zukunft?" statt. Die Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie stehen vor der Herausforderung bei Ärztemangel und sich abzeichnendem Mangel an Fachkräften in der Pflege durch Delegation und Substitution ihre Prozesse so zu organisieren, dass die Qualität in Diagnostik und Therapie erhalten bleibt. Der Vortragsnachmittag der Tagung sollte einige Aspekte der Frage "Wie lässt sich dies in psychiatrischen Kliniken umsetzen?" aufzeigen.
Frau Dr. Marion Rath, Rechtsanwältin, ging auf die rechtlichen Bedingungen von Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen in der Psychiatrie ein, speziell unter dem Aspekt, welches die Aufgaben des Arztes sind, die er höchstpersönlich erbringen muss und welche Einschränkungen es bei der Delegation gibt. Gerhard Oppermann, Pflegedirektor in Augsburg und Vorstandmitglied der BFLK und des Deutschen Pflegerates, veranschaulichte in seinem Vortrag Aufgaben und Kompetenzen psychiatrisch Pflegender. Wegweisende Modelle zur Weiterentwicklung der Pflege im Krankenhaus zeichnen sich durch Übernahme des Therapiemanagements aus. Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, kritisierte, dass die leitliniengerechte Behandlung bezüglich Psychotherapie in den Krankenhäusern nur teilweise realisiert wird und das wenig Transparenz über das Leistungsgeschehen vorliegt. Psychologische Psychotherapeuten seien umfänglich ausgebildet, um ein erweitertes Aufgabenspektrum und größere Verantwortung zu übernehmen. Prof. Dr. Peter Falkai, Präsident der DGPPN, stellte umfassend und mitreißend die biopsychosozialen Kompetenzen des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie dar. In Zukunft müsse die Weiterbildung in Psychotherapie verstärkt werden, sowohl in Bezug auf die Richtlinienpsychotherapie als auch für die störungsspezifischen Psychotherapieverfahren. Die Verantwortung und die Organisation des Diagnostik- und Therapieprozesses ist Aufgabe der Ärzte, die kompetent in horizontaler und vertikaler Vernetzung sind. Die DGPPN engagiert sich bei der Werbung von Studenten für das Fach Psychiatrie, unterstützt durch Facharztintensivkurse, das Interesse der jungen Kollegen, sich für das Fach Psychiatrie zu entscheiden, umso dem Ärztemangel entgegenzuwirken und eine stetige Verbesserung der Kompetenzen zu fördern. (Alle Vorträge sind auf der Website der BDK eingestellt.)
In der nachfolgenden Diskussion wurde betont, dass berufständisches Denken und Abgrenzen aufgegeben werden muss, der ärztliche Alltag von nicht ärztlichen Aufgaben entrümpelt, die Bürokratie reduziert. Die Tätigkeitsprofile der einzelnen Berufsgruppen sollten geschärft und eindeutige Verantwortung festgelegt werden. Nur so kann koordiniert in multiprofessionellen Teams der Diagnostik- und Therapieprozess optimiert werden, um bei allen Veränderungen im klinischen Alltag eine gute Patientenversorgung zu sichern.
Der zweite Teil der Tagung war dominiert durch die Diskussion über die Entwicklung des neuen Entgeltsystems. Anfang Januar hat das BMG 16 Verbände um Stellungnahmen zur Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Einführung eines Entgeltsystems aufgefordert. Die BDK hat, obgleich nicht angefragt, gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Krankenpflegekräfte und der Fachgruppe Psychiatrie der Krankenhausdirektoren eine entsprechende Stellungnahme angegeben. Als Grundlage diente das Posi.tionspapier der BDK sowie eine aktuelle Stellungnahme der AG Entgelt der BDK gemeinsam mit dem Vorstand (siehe Website der BDK). An dieser Stelle seien beispielhaft einige Kritikpunkte genannt: Modifikation und Neuentwicklung der psychiatrischen OPS, Problematik der sog. "Residualgrößen", überhastete Entwicklung ohne ausreichende Transparenz und Einbezug der Experten.
Der Prüfauftrag zur Einbeziehung der PIA soll erst dann in Angriff genommen werden, wenn eine solide, empirisch fundierte, bundeseinheitliche Dokumentation geschaffen ist. Alternativen zum Krankenhausbudget wie das regionale oder das personenzentrierte Budget stellen für bestimmte Patienten oder Regionen interessante Sondermodelle dar, die im Rahmen von Modellversuchen weitergetestet werden sollten. Diese Alternativen sind auf absehbare Zeit aber weder generell noch überwiegend geeignet, das Krankenhausbudget zu ersetzen.
Mit Prof. Dr. Kunze wurde eine ausführliche Diskussion über das Positionspapier geführt, das die APK und die ACKPA gemeinsam mit dem Bundesverband der AOK und einigen Kassen des VdEK erstellt und an die politischen Entscheidungsträger distribuieren will.
Der AOK-Bundesverband definiert sektor.übergreifend nicht innerhalb des Krankenhauses wie es die AOK tut, sondern unter Einbezug des Vertragsarztsystems einschließlich der ambulanten psychologischen Psychotherapeuten. Ziel des AOK-Bundesverbandes ist es, bis 1.1.2013 ein Krankenhausgesamtbudget zu schaffen und zeitlich parallel aus dem KV-System die Finanzierung für die ambulante Versorgung psychisch Kranker herauszulösen, um dann im nächsten Schritt ein Gesamtbudget für eine Region zusammenzufassen, aus dem die Leistungen und deren Finanzierung sowohl für die Krankenhausbehandlung als auch die ambulante Behandlung aufgeteilt wird. Ziel der Initiative der AOK ist ausdrücklich weniger Betten und stationäre wie teilstationäre Belegungstage, um den steigenden Kosten entgegenzuwirken. Risiken und Nebenwirkungen dieser gravierenden Strukturveränderung mit dem Hauptziel der Kosteneindämmung werden ausführlich diskutiert. Dabei bleiben viele Fragen unbeantwortet. Die BDK hält derartige Initiativen zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht und wird diese Initiative nicht mittragen. Eine ausreichende Datenbasis sowohl aus der Probekalkulation des InEK als auch Transparenz der Patientendaten der Krankenkassen sollte neben der ökonomischen Prüfung der Risiken von Tagespauschalen und Modellen wie das Regionalbudget und das personenzentrierte Budget die Grundlage für die weitere Entwicklung sein. Der Vorstand der BDK und die AG Entgelt wird sich weiterhin intensiv mit der Thematik auseinandersetzen und die Diskussion mit den anderen Gruppierungen intensivieren.
Der zweite Teil der Tagung war durch die interessanten Berichte der Leiter der Arbeitsgruppen sowie durch die Länderberichte geprägt. Neben intensiver Arbeit freuten sich die über 100 Teilnehmer über viele persönliche Begegnungen und den freundschaftlich-kollegialen Austausch.
Dr. Iris Hauth, Vorsitzende der BDK
Nächste Tagung 20.–21.10.2011 in Brandenburg.