Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71(9): R78-R91
DOI: 10.1055/s-0031-1280143
GebFra-Weiterbildung | Refresher

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Blasenekstrophie als Fehlbildung aus dem Ekstrophie-Epispadie-Komplex

S. Kraske1 , G. E. Schott2 , R. T. Carbon1
  • 1Kinderchirurgische Abteilung, Department Chirurgie, Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Erlangen
  • 2Kinderurologische Abteilung der Urologischen Klinik, Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 September 2011 (online)

Zusammenfassung

Erkrankungen aus dem Ekstrophie-Epispadie-Komplex gelten als eine der schwerwiegendsten Fehlbildungen des Urogenitaltrakts. Eine sichere pränatale Diagnosestellung ist nicht immer möglich. Die Ausprägung reicht von einer Epispadie, die mit und ohne Blasenhalsbeteiligung vorliegen kann, über die klassische Ekstrophie der Harnblase bis zur der kloakalen Ekstrophie mit Fehlbildung des Enddarms.

Nach operativer Rekonstruktion einer isolierten Blasenekstrophie, die aufgrund ihrer Komplexität immer in einem Zentrum erfolgen sollte, bedarf es engmaschiger Verlaufskontrollen. Ziel nach Rekonstruktion ist es, für den Patienten eine akzeptable soziale Kontinenz zu erreichen sowie langfristig den oberen Harntrakt zu schützen. Weitere operative Korrekturen sind im Verlauf nach Primärverschluss meist notwendig. Hierzu gehören z. B. eine Antirefluxplastik der Harnleiter oder eine weitere Genitalkorrektur.

Die ehemals ekstrophe Harnblase bleibt im Wachstum gegenüber einer regelrecht angelegten Harnblase in einem gewissen Grade immer in ihrer Entwicklung zurück. Folge kann die Ausbildung einer kleinkapazitären und hypertensiven Blase sein, die zu einer Schädigung der Nieren und zu einer ausgeprägten Harninkontinenz führen kann.

Die möglichst lebenslang andauernde Anbindung des Patienten beginnt bereits mit der pränatalen Vorstellung der Eltern am später versorgenden kinderurologischen bzw. kinderchirurgischen Zentrum.

Literatur

  • 1 Rösch W H, Ebert A K. Geschichte der Blasenekstrophiebehandlung in Deutschland.  Urologe [A]. 2007;  46 1691-1696
  • 2 Ludwig M, Utsch B, Reutter H. Genetische und molekularbiologische Aspekte des Blasenekstrophie-Epispadie-Komplexes (BEEK).  Urologe [A]. 2005;  44 1037-1044
  • 3 Rösch W H, Ebert A K, Schott G. Der Blasenekstrophie-Epispadie-Komplex. Neue Ziele – neue Wege?.  Urologe. [Sonderheft] 2006;  45 219-224
  • 4 Sigel A, Ringert R H Hrsg.. Kinderurologie. 2. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 2001
  • 5 Schrott K M. Komplette einaktige Aufbauplastik in der Blasenekstrophie. In: Schreiter F, Hrsg. Plastisch-rekonstruktive Chirurgie in der Urologie. Stuttgart, New York: Thieme; 1999
  • 6 Drews U. Taschenatlas der Embryologie. Stuttgart, New York: Thieme; 1993
  • 7 Moore K L, Persaud T V N. Embryologie: Entwicklungsstadien, Frühentwicklung, Organogenese, Klinik. 5. Aufl. München: Elsevier, Urban & Fischer; 2007
  • 8 Haraguchi R, Motoyama J, Sasaki H. Molecular analysis of coordinated bladder and urogenital organ formation by Hedgehog signaling.  Development. 2007;  34 525-533
  • 9 Körner I. Kindliche Blasenentwicklung. Eine aktuelle Standortbestimmung.  Urologe. 2007;  46 643-646
  • 10 Muecke E C. The role of the cloacal membrane in exstrophy. The first successful experimental study.  J Urol. 1964;  92 629-633
  • 11 Thomalla J V, Rudolph R A, Rink R C et al. Induction of cloacal exstrophy in the chick embryo using the CO2 laser.  J Urol. 1985;  134 991-995
  • 12 Gearhart J P, Ben-Chaim J, Jeffs R D et al. Criteria for the prenatal diagnosis of classic bladder exstrophy.  Obstet Gynecol. 1995;  85 961-964
  • 13 Goldstein I, Shalev E, Nisman D. The dilemma of prenatal diagnosis of bladder exstrophy: a case report and a review of the literature.  Ultrasound Obstet Gynecol. 2001;  17 357-359
  • 14 Lee E H, Shim J Y. New sonographic finding for the prenatal diagnosis of bladder exstrophy: a case report.  Ultrasound Obstet Gynecol. 2003;  21 498-500
  • 15 Sponseller P D, Bisson L J, Gearhart J P et al. The anatomy of the pelvis in the exstrophy complex.  J Bone Joint Surg Am. 1995;  77 177-189
  • 16 Shapiro E, Lepor H, Jeffs R D. The inheritance of the exstrophy-epispadias complex.  J Urol. 1984;  132 308-310
  • 17 Reutter H, Lee C, Gräßer M F et al. Entwicklungsergebnis bei Blasenekstrophie und Epispadie aus Patientensicht. Eine Pilotstudie.  Urologe [A]. 2005;  44 57-63

Susanne Kraske

Abteilung für Kinderchirurgie des Department Chirurgie
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Krankenhausstraße 12

91054 Erlangen

Email: susanne.kraske@uk-erlangen.de