Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(03): 143-144
DOI: 10.1055/s-0031-1280984
DTG-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gemeinsam die globale Gesundheit verbessern – Die Föderation der Europäischen Fachgesellschaften für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (FESTMIH)

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Publication Date:
14 June 2011 (online)

 

Am 22. Oktober 1995 wurde in Hamburg anlässlich der 1. Europäischen Konferenz für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (ECTIH 1995) die Föderation der Europäischen Fachgesellschaften für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (FESTMIH) gegründet, http://www.festmih.eu. Im Oktober 1997 schreiben 2 der Gründungsväter, R. Korte und D. Le Ray, im European Journal of Tropical Medicine & International Health (TMIH) ein Editorial mit dem Titel "The Role of the Federation of European Societies for Tropical Medicine and International Health" [1]. TMIH, http://www.tmih.com, war 1996 aus dem Zusammenschluss mehrerer europäische tropenmedizinischer Fachzeitschriften hervorgegangen. 2008 wird der Delegierte der DTG zum FESTMIH-Sekretär gewählt, 2010 zum FESTMIH-Präsidenten. 13 europäische Fachgesellschaften sind heute aktiv in der Föderation engagiert:

  • AT: Österreichische Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie

  • BE: Belgium Society of Tropical Medicine

  • CH: Swiss Society of Tropical Medicine and Parasitology

  • CZ: Společnost tropického a cestovního lékařství

  • DE: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit

  • DK: Dansk Selskab for Tropemedicin & International Sundhed

  • ES: Sociedad Española de Medicina Tropical y Salud Internacional

  • FI: Suomalainen seura International Health

  • FR: Société de Pathologie Exotique

  • IT: Società Italiana di Medicina Tropicale

  • NL: Nederlandse Vereniging voor Tropische Geneeskunde

  • NO: Norwegian Forum for Global Health Research

  • UK: Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene

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Seit der ECTMIH 1995 haben 5 weitere Europäische Konferenzen stattgefunden, in Liverpool, Lissabon, Marseille, Amsterdam und Verona. Das Programm der ECTMIH 2009 in Verona mit pdf-Dateien der Präsentationen ist unter http://www.festmih.eu zu finden. Vom 3.–6. Oktober 2011 wird die 7. ECTMIH in Barcelona ausgerichtet, http://www.ectmihbarcelona2011.org.

Wie in Verona werden auch in Barcelona verbindende Kongresselemente einen besonders prominenten Platz einnehmen:

  • FESTMIH Member Societies at ECTMIH (Workshops)

  • European Commissions at ECTMIH (Hearing und Diskussion der Rahmenprogramme europäischer Forschung)

  • TMIH at ECTMIH (Roundtable mit Fachzeitschriftseditoren und Autoren)

  • NGOs at ECTMIH

  • International Organizations at ECTMIH

Viele europäischen akademische Einrichtungen und Gesellschaften für Tropenmedizin blicken auf eine lange Tradition zurück, haben über ein Jahrhundert Erfahrungen gesammelt und gelernt, haben Fortschritte in Richtung "true partnerships" [2] erzielt und besitzen das Potenzial neue Wege in der globalen Kooperation zu beschreiten.

Die Bezeichnung "Tropenmedizin" hat sich bisher allen Versuchen widersetzt, durch einen "zeitgemäßeren" Begriff ersetzt zu werden. Viele Institute und Fachgesellschaften haben "Internationale Gesundheit" zu ihren Namen hinzugefügt, um den die "Tropen" überschreitenden Aufgabenstellungen Rechnung zu tragen. Die Schwierigkeit, das Tätigkeitsfeld dieser Institute und Gesellschaften in einen Begriff zu gießen, hat tiefere, konzeptionelle Gründe. "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit" versucht bis heute der Fragmentierung des wissenschaftlichen Zugangs zu "Gesundheit" zu entgehen und einen holistischen Ansatz zu vertreten. Dies spiegelt sich in den Forschungsagenden der Tropeninstitute, und neuerlich, "Global Health Centers" wider, wie auch in den Programmen der tropenmedizinischen Fachgesellschaften und deren Konferenzen, wie der ECTMIH. Die Themen umspannen das Feld der "Gesundheit" von der Molekularbiologie und Epidemiologie über die Klinik der Erkrankungen, Verhaltenswissenschaften, Gesundheitsökonomie und operationellen Forschung bis zu den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Gesundheit.

Einer der Gründe, "Gesundheit" holistisch zu sehen und zu erforschen, liegt in der Notwendigkeit, dass arme Länder (sog. LICs, low-income countries) gar keine andere Wahl haben. Es ist zu erwarten, dass wir in den reichen Ländern in nächster Zeit einen Reimport dieses Ansatzes erleben werden.

Die akademischen Einrichtungen und Fachgesellschaften für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit haben etwas anzubieten in der Erkennung, Behandlung und Prävention globaler Gesundheitsprobleme, der Lehre und der Forschung.

In der hochmobilen globalen Gesellschaft sind viele Infektionserkrankungen "Allgemeingut" geworden und können nur als solches wirksam bekämpft werden. Armutserkrankungen – zumeist "Neglected Diseases" – erhalten nach wie vor bei weitem nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen – aus rationalen wie aus humanitären Gründen. Eine Verbesserung wird nur zu erzielen sein, wenn die nächsten Generationen stärker als bisher sensibilisiert und in der Disziplin "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit" ausgebildet werden. Das TropEd-Netzwerk, http://www.troped.org, ist ein ausgezeichnetes Beispiel einer europäischen multinationalen Initiative der Postgraduiertenausbildung, zu der auch mehrere deutsche Institute beitragen. Der systematische Einzug des Themengebiets "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit"/"Global Health" in die studentische Lehre ist erst noch zu realisieren. Ein weiteres Beispiel einer europäischen Initiative im Bereich "Global Health" ist die European Academic Global Health Alliance (EAGHA), http://www.eagha.org [3]. FESTMIH gehört zu den Gründungsmitgliedern dieser Initiative und der FSTMIH-Präsident ist Mitglied des Steering Committees.

Die Voraussetzungen für eine umfängliche Implementierung der "Tropenmedizin & Internationale Gesundheit"-Konzepte sind vorhanden. Um erfolgreich zu sein, bedarf es jedoch des Zusammenschlusses. Seit 1996 hat Europa mit der FESTMIH eine Plattform auf der Fachgesellschaftsebene. Es ist erfreulich zu sehen, dass inzwischen 13 europäische Fachgesellschaften dort zusammengeschlossen sind, eine gemeinsame Fachzeitschrift TMIH und einen gemeinsamen Kongress ECTMIH nutzen. Der Tätigkeitsbericht 2009–2010 ist am 8. April 2011 von der DTG-Geschäftsstelle an alle Mitglieder verschickt worden. Der Plan für die nächsten Jahre ist:

  • FESTMIH weiter zu einer aktiven europäische Plattform auszubauen und damit

  • die europäischen Fachgesellschaften für Tropenmedizin & Internationale Gesundheit inhaltlich und strategisch verstärkt zu unterstützen

  • für die FESTMIH-Mitglieder ein lebendiges Forum für Information, Gedankenaustausch und Unterstützung von Initiativen zu bieten

  • die ECTMIH weiter regelmäßig als ein international attraktives Ereignis unsers Fachgebietes durchzuführen

  • Lobbying für einen Ausbau der Forschungsförderung unseres Fachgebietes auf der Ebene der Europäischen Kommission (Rahmenprogramme) zu intensivieren

  • europäische Konzepte für die Gesundheitsversorgung in hochmobilen Gesellschaften zu fördern

  • gemeinsam mit anderen europäischen Initiativen (insbesondere Trop Ed und EAGHA) Konzepte für die studentische und Postgraduiertenlehre zu entwickeln.

Um die anspruchsvollen Ziele zu erreichen, sind wir bestrebt ein FESTMIH-Sekretariat aufzubauen. Die Mittel hierfür wollen wir mit Hilfe von Fundraising-Aktionen und Mitgliederbeiträgen einwerben. Die meisten FESTMIH-Mitgliedergesellschaften haben bereits einer Erhöhung der Beiträge von 1 auf 5 Euro zugestimmt.

ECTMIH 2011 in Barcelona, zu der wir Sie herzlich einladen, wird ein weiterer Meilenstein unserer gemeinsamen Arbeit für die Verbesserung der globalen Gesundheit werden.

Prof. Dr. Thomas Junghanss, Heidelberg
Präsident FESTMIH