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DOI: 10.1055/s-0031-1281948
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Vorderabschnittsbildgebung – Gegenwart und Zukunft
Anterior Segment Imaging – Present and FuturePublication History
Publication Date:
13 December 2011 (online)
Nachdem wir im letzten Themenheft „Neue Technologien“ im Dezember 2010 aus dem Bereich der Mikrosystemtechnik über neue intelligente Implantate in der Augenheilkunde berichteten, stellen wir in dieser Ausgabe innovative Entwicklungen aus der Vorderabschnittsbildgebung vor. Wie auch in der Mikrosystemtechnik basieren die vorliegenden Arbeiten auf einer intensiven Zusammenarbeit mehrerer wissenschaftlicher Fachrichtungen, denn Multidisziplinarität bildet eine wesentliche Grundlage zur Innovation. Ausgehend von etablierten Methoden der klinischen Praxis werden in diesem Themenheft einige zukunftsträchtige Lösungsansätze für die Vorderabschnittsbildgebung in ihrer Komplexität aufgezeigt.
Die Scheimpflugfotografie leistet bereits seit den 90er-Jahren wertvolle Dienste in der klinischen Diagnostik. Zunehmend etabliert sich hier das Vorderabschnitts-OCT als laserbasierte Technologie. Inwieweit diese Technologien als komplementär oder konkurrierend anzusehen sind, wird im Betrag von A. Langenbucher und Kollegen anhand anschaulicher Beispiele dargestellt.
Die konfokale Laserscanning-Mikroskopie ermöglicht eine In-vivo-Hornhautmikroskopie über die Auflösung der konventionellen Spaltlampenmikroskopie hinaus. Die zunehmende Verbreitung dieser relativ spezialisierten Technologie hat zu einem breiten Anwendungsspektrum in der experimentellen Augenheilkunde geführt. Die Beiträge von B. Köhler vom Karlsruher Institut für Technologie und A. Zhivov aus der Universitätsaugenklinik Rostock zeigen Entwicklungsschritte und die Anwendung dieser jungen Technologie bei der quantitativen Analyse der kornealen Nervenfaserstrukturen auf. Hier scheint sich herauszukristallisieren, dass dieses Fenster zum peripheren Nervensystem zukünftig als nicht invasive Methode für eine Analyse verschiedenster neurodegenerativer Erkrankungen genutzt werden kann.
Die Magnetresonanztomografie ist ein seit Jahren etabliertes Verfahren in der medizinischen Bildgebung mit den Vorteilen eines sehr hohen Weichteilkontrasts ohne Strahlenbelastung. Im Novemberheft der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde wurde bereits über den Nutzen der Magnetresonanztomografie in der neuroophthalmologischen Diagnostik berichtet. Weiterhin findet die Magnetresonanztomografie aktuell Anwendung bei der Beurteilung der Orbita und im Rahmen der Sehbahndiagnostik. Die zunehmende Verfügbarkeit von Ultrahochfeldscannern legt jedoch auch eine intraokulare Anwendung dieser Methode nahe. S. Langner und Kollegen vom Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie der Universität Greifswald zeigen in ihrem Beitrag die Möglichkeiten der intraokularen MR-Mikroskopie auf.
Im Beitrag der Arbeitsgruppe von Prof. H. Stolz vom Institut für Physik der Universität Rostock wird die Anwendung der sogenannten Brillouin-Spektroskopie in der Augenheilkunde vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein nicht invasives Verfahren zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften von Gewebe. Auch wenn sich dieses Verfahren noch in einem frühen experimentellen Stadium befindet, scheint dies ein vielversprechender Ansatz zu sein, biomechanische Eigenschaften nicht invasiv optisch bestimmen zu können. Hinsichtlich der aktuellen Presbyopieforschung eröffnen sich damit neue Möglichkeiten, die biomechanischen Eigenschaften intraokularer Kompartimente insbesondere der Schichten der menschlichen Linse zu bestimmen.
Bildgebende Diagnostik hat das Ziel, die mit den „Sinnen“ wahrnehmbaren Informationen über einen Befund oder ein Krankheitsbild zu erweitern. Dabei werden nicht sicht- oder tastbare Befunde durch die Anwendung physikalischer Methoden erfasst. Die Augenheilkunde verfügt gegenwärtig bereits über ein breites apparatives Spektrum dieser Technologien. Aufgrund der raschen Entwicklung von neuen physikalischen Methoden, beispielsweise in der Biophotonik, werden Bildgebungsmethoden in der Zukunft immer sensitiver werden und einen noch höheren Stellenwert sowohl in der Wissenschaft als auch im klinischen Alltag einnehmen. Dabei können diese Methoden dem Arzt nicht die klinische Entscheidung abnehmen, sie jedoch zunehmend erleichtern. Inwieweit diese Methoden aus dem wissenschaftlichen Status heraus eine Verbreitung in der klinischen Routinediagnostik erfahren, bleibt abzuwarten.
R. F. Guthoff
O. Stachs
Prof. Dr. Rudolf F. Guthoff
Universität Rostock
Medizinische Fakultät
Augenklinik
Doberaner Str. 140
18057 Rostock
Phone: ++ 49/3 81/49 4 85 01
Fax: ++ 49/3 81/49 4 85 02
Email: rudolf.guthoff@med.uni-rostock.de
PD Dr. rer. nat. Oliver Stachs
Universität Rostock
Medizinische Fakultät
Augenklinik
Doberaner Str. 140
18057 Rostock
Phone: ++ 49/381/4 94 85 66
Fax: ++ 49/381/4 94 85 02
Email: oliver.stachs@med.uni-rostock.de