Gesundheitswesen 2011; 73 - A366
DOI: 10.1055/s-0031-1283487

Langzeitauswirkungen auf gesundheitsökonomische Folgekosten im Jahr 2010 durch den initialen antiretroviralen Therapiebeginn bei HIV-Patienten

K Hoeper 1, M Stoll 1, RE Schmidt 1, C Krauth 1, V Amelung 1, D Meyer-Olson 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hohe Jahrestherapiekosten für die Behandlung der chronisch HIV-infizierten Patienten gehören zu den wichtigsten Versorgungsherausforderungen in Deutschland (1,2). Über die Auswirkungen der primären antiretroviralen Therapie (ART) auf die Folgekosten ist bisher wenig bekannt. Eine hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART), das Nebenwirkungsspektrum, sowie eine ausreichende Therapietreue gelten als relevant für den späteren Krankheitsverlauf, aber werden auch für die daraus resultierenden Folgekosten diskutiert. Methodik: Therapietreue sowie direkte und indirekte Kosten von 101 HIV-infizierten Patienten einer prospektiven monozentrischen Kohortenstudie wurden mittels Fragebogen bestimmt. Für die Kosten der ART wurde der aktuelle Festbetrag der Apotheken herangezogen, Kosten für die ambulante und stationäre Versorgung wurden anhand der Abrechnungsstelle des Krankenhauses bestimmt. Um den Einfluss des initialen Therapieregimes festzustellen, wurden die Patienten in 4 Gruppen eingeteilt, welche auf dem Zeitpunkt des Therapiebeginns basierten: vor 1996 (vor Einführung einer HAART), 1996–2000, 2000–2005 und 2005–2010. Ergebnisse: Die durchschnittlichen direkten und indirekten Kosten summierten sich auf 32.628,00 € pro Patient/Jahr. Hierbei betrug der Anteil der ART 89,5% der direkten Kosten und 58% der Gesamtkosten, die Kosten der ambulanten und stationären Versorgung 5,3% bzw. 4,6% der direkten Kosten, und die Kosten der Frührente 32% der Gesamtkosten. Die Gesamtkosten im Jahre 2010 waren bei Patienten, die ihre Therapie vor 1996 starteten (49.344,00 €/Jahr) mehr als doppelt so hoch, als bei einem Therapiestart nach 2005 (23.532,00 €; P<0,05). Die Jahreskosten für 2000–2005 waren 27.576,00 € und für 1996–2000 38.268,00 €. Es zeigte sich kein signifikanter Einfluss der Therapietreue, den demografischen oder den klinischen Daten auf die Gesamtkosten. Schlussfolgerung/Fazit: Ein Beginn der Therapie in der Zeit vor Einführung der HAART ist mit hohen Kosten im Jahr 2010 verbunden. Dagegen hatten Therapietreue des aktuellen Regimes, klinische Parameter oder andere demografische Faktoren keinen Einfluss. Diese Daten weisen insbesondere auf die Wichtigkeit einer effektiven und nebenwirkungsarmen Erstlinientherapie hin, um langfristig Gesundheitskosten zu senken.

Literatur:

1. Stoll M, Schmidt RE: Economic aspects of ambulatory and inpatient treatment of HIV positive patients. Internist 2003 Jun;44(6):678 2. Stoll M, Claes C, Schulte E, Graf von der Schulenburg JM, Schmidt RE Direct costs for the treatment of HIV-infection in a German cohort after the introduction of HAART. Eur J Med Res. 2002 Nov 25;7(11):463–71.