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DOI: 10.1055/s-0031-1283663
Sind pflegende Frauen benachteiligt? Auswirkungen einer informellen Pflegetätigkeit auf das Alterssicherungsniveau von Frauen.
Einleitung/Hintergrund: Zu den Leistungen der Pflegeversicherung für Pflegepersonen im Sinne des §19 SGB XI. gehört die Übernahme der Beiträge an die Rentenversicherung, wenn sie einen Pflegebedürftigen wenigstens 14 Stunden wöchentlich in seiner häuslichen Umgebung pflegen. Dennoch ist für Frauen die Übernahme einer informellen Pflegetätigkeit oftmals mit erheblichen Nachteilen verbunden. Dies äußert sich beispielsweise in einem geringeren Alterssicherungsniveau von Frauen, die gepflegt haben gegenüber Frauen, die nicht gepflegt haben. Offen ist dabei weitgehend geblieben, worin die Ursachen dieser „Schlechterstellung„ liegen. Können hierfür Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich gemacht werden, etwa in geringeren Erwerbschancen im Anschluss an eine Pflegezeit, oder weisen pflegende Frauen andere Erwerbsbiografien auf, die z.B. durch eine geringere Erwerbsneigung und evtl. eine stärkere Familienorientierung geprägt sind? Daten und Methoden: Datengrundlage ist die Versichertenkontenstichprobe 2007 der Deutschen Rentenversicherung. Nach einem deskriptiven Überblick über Verbreitung und Dauer der Pflegetätigkeiten werden die Unterschiede in den Absicherungsniveaus von pflegenden und nicht-pflegenden Frauen multivariat (OLS-Regressionen) analysiert. Ergebnisse: Pflegetätigkeiten fallen insgesamt sehr heterogen aus: In etwa der Hälfte der Fälle beträgt sie bis zu 2 Jahre, während sie in etwas weniger als der Hälfte der Fälle 2–10 Jahre beträgt. Die Wahrscheinlichkeiten jemals im Lebenslauf zu pflegen, betragen bei den Frauen bis zu 15 Prozent, während sie bei den Männern lediglich bis zu 2 Prozent betragen. Die Analysen zum Alterssicherungsniveau zeigen zum einen, dass bereits mit Beginn der Pflegetätigkeit das Absicherungsniveau deutlich niedriger ausfällt als bei den Lebensverläufen ohne Pflegephase in der Versichertenbiografie. Zum anderen nimmt mit zunehmender Pflegedauer ebenfalls das Absicherungsniveau weiterhin ab. Damit liegt auch nach Beginn der Pflege ein kausaler Einfluss einer Pflegetätigkeit auf das weitere Absicherungsniveau vor. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Befunde verdeutlichen, dass Pflegepersonen eine hoch selektive Gruppe darstellen, die auch während der Pflegezeit Einkommenseinbußen ausgesetzt sind. Eine Erhöhung von Beitragsleistungen an die Rentenversicherung könnte das niedrigere Absicherungsniveau während der Pflegezeit kompensieren.