Gesundheitswesen 2011; 73 - A365
DOI: 10.1055/s-0031-1283665

Qualitätssicherung in der sozialmedizinischen Begutachtung: Entwicklung eines Prüffragenkatalogs zum Peer Review der Begutachtung von Erwerbsminderung durch die Deutsche Rentenversicherung

H Vogel 1, C Gerlich 2, S Löffler 2, K Meng 2, A Holderied 3, H Mai 4, J Gehrke 4
  • 1Universität Würzburg, Würzburg
  • 2Universität Würzburg, Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, AB Rehabilitationswissenschaften, Würzburg
  • 3Zentrum Bayern Familie und Soziales – Region Unterfranken, Würzburg
  • 4Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Hintergrund: Die schrittweise Entwicklung eines systematischen Qualitätssicherungssystems für die sozialmedizinische Begutachtung ist Teil der Handlungsempfehlungen der Kommission zur Weiterentwicklung der Sozialmedizin in der gesetzlichen Rentenversicherung (VDR, 2004). Aktuell geht es um die Operationalisierung einheitlicher Qualitätskriterien für die sozialmedizinische Begutachtung bei Fragen der Erwerbsminderung (DRV Bund, 2009). In den Fachgremien der DRV wurde ein hierarchisches Konzept für Qualitätskriterien entwickelt mit sechs Einzelkriterien (Formale Gestaltung, Verständlichkeit, Transparenz, Vollständigkeit, Medizinisch-wissenschaftliche Grundlagen, Wirtschaftlichkeit) und einem übergeordneten Kriterium (Nachvollziehbarkeit des Gutachtens), dessen Erfüllung ein unverzichtbares Gütekriterium darstelle – im Unterschied zu den Einzelkriterien. Jedes Einzelkriterium ist durch Prüffragen operationalisiert. Methodik: Das Projekt QSGUT war darauf gerichtet, eine Operationalisierung der Prüffragen und eine Manualisierung des Prüffragenkatalogs zu erarbeiten, auf Verständlichkeit und Akzeptanz zu erproben und in Abstimmung mit Peers (sozialmedizinische Expert/inn/en) eine erste Revision vorzunehmen. Im Anschluss an die inhaltliche Analyse der vorgegebenen Prüffragen auf Stimmigkeit, Widerspruchsfreiheit, Vollständigkeit, Beantwortbarkeit und Passung zum jeweiligen Kriterium sowie die Abstimmung mit den Gremien der Rentenversicherung erfolgte eine vierstufige Graduierung der Antwortvorgaben („keine Mängel„ … „gravierende Mängel„). Die Pilotfassung des Manuals wurde bei der Qualitätsbewertung von 24 Gutachten durch 12 erfahrene Sozialmediziner/inne/n zu Grunde gelegt. Die Analyse von übereinstimmenden/abweichenden Bewertungen der Gutachten sowie die inhaltlichen Rückmeldungen der Sozialmediziner/innen bot Material für die Revision des Prüffragenkatalogs in einem anschließenden Workshop mit den 12 Sozialmediziner/inne/n. Ergebnisse: Als Ergebnis des beschriebenen Entwicklungsprozesses wird ein Manual mit 21 Prüffragen, die zur Bewertung von sechs Einzelkriterien dienen, sowie einem übergeordneten Beurteilungskriterium für sozialmedizinische Gutachten vorgelegt. Die Prüffragen und die Antwortverankerungen sind erprobt und bieten eine akzeptable Grundlage für die weitere Nutzung in einem Peer Review-Verfahren. Diskussion: Die Manualisierung des Prüffragenkatalogs bedeutet im Kern eine Standardisierung von Qualitätsanforderungen an sozialmedizinische Gutachten und bildet damit die wesentliche Voraussetzung zur Prüfung der Reliabilität von Gutachtenbewertungen.

Literatur:

Deutsche Rentenversicherung Bund (2009). Qualitätssicherung der sozialmedizinischen Begutachtung – Bericht zur Umsetzung des „Qualitätssicherungsverfahrens der sozialmedizinischen Begutachtung„ – Aktueller Sachstand. Berlin: Hrsg. Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.) (2004). Abschlussbericht der Kommission zur Weiterentwicklung der Sozialmedizin in der gesetzlichen Rentenversicherung (SOMEKO). DRV-Schriften, Band 53.