Z Gastroenterol 2011; 49 - K20
DOI: 10.1055/s-0031-1284271

SENSATION: Studies on End Stage Liver Disease And Transplantation; Epidemiologische Daten zur Intensivtherapie bei Patienten mit Komplikationen der Leberzirrhose

V Phillip 1, V Leistner 1, CL Fricke 1, K Gebhard 1, M Welsch 1, B Saugel 1, RM Schmid 1, W Huber 1
  • 1II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Hintergrund: Pro Jahr erleiden circa 10% der Patienten mit End-Stage-Liver-Disease (ESLD) lebensbedrohliche Komplikationen mit einer 30-Tage-Mortalität von bis zu 60%. Unabhängig vom Aufnahmegrund ist die Prognose von Patienten mit ESLD auf Intensivstationen schlecht. Zu Patienten, die wegen einer ESLD-Komplikation auf eine Intensivstation aufgenommen wurden, gibt es bisher wenig Daten.

Ziel unserer prospektiven Studie war die epidemiologische Auswertung von Intensivstationsaufenthalten auf Grund einer ESLD-Komplikation.

Methoden: Prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie mit 38 Intensivstationen im Großraum München (4,4 Mio. Einwohner), Beobachtungszeitraum: 100 Tage (März-Juni 2010). Eingeschlossen wurden alle Patienten, die wegen einer ESLD-Komplikation auf eine Intensivstation aufgenommen wurden.

Ergebnisse: 97 Patienten, Inzidenz 8,1/100.000/Jahr; 61Männer, 36 Frauen; Alter: 62±13 Jahre; SAPS-II-Score: 43,4±17,4; Child-Pugh-Punkte: 10,1±2,4.

Genese der ESLD: 72 (74,2%) äthyltoxisch, 6 (6,2%) Hepatitis C, 6 (6,2%) Hepatitis B, 8 (8,3%) kryptogen.

Primärer Aufnahmegrund auf die Intensivstation: 42 (43,3%) gastrointestinale Blutung, 12 (12,4%) hepatische Enzephalopathie, 9 (9,3%) hepatorenales Syndrom, 9 (9,3%) Sepsis, 5 (5,2%) hydropische Dekompensation, 4 (4,1%) akutes Leberversagen, 2 (2,1%) spontan bakterielle Peritonitis, 2 (2,1%) akut auf chronisches Leberversagen, 12 (12,4%) Sonstiges.

Mittlere Intensiv-Liegedauer: 8,7±11,9 Tage; 28-Tage-Mortalität: 41,7%.

In der univariaten Analyse waren das Auftreten eines Kreislaufversagens (p<0,001), die Notwendigkeit einer invasiven Beatmung (p=0,002) und der Aufnahmegrund „GI-Blutung“ (p=0,027) signifikant mit der 28-Tage-Mortalität assoziiert.

In der multivariaten Analyse waren das Auftreten eines Kreislaufversagens (p<0,001) sowie hohe Aufnahmewerte des SAPS-II-Scores (p=0,003) und Bilirubins (p=0,039) unabhängige Risikofaktoren für die 28-Tage-Mortalität.

Zusammenfassung: Komplikationen der ESLD führen häufig zur Aufnahme auf eine Intensivstation und sind mit hoher 28-Tage-Mortalität verbunden. Unabhängige Risikofaktoren für die 28-Tage-Mortalität sind Kreislaufversagen, hohe SAPS-II-Score-Werte und hohe Bilirubin-Werte.