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DOI: 10.1055/s-0031-1284759
Spiritualität – Wünschen Hinterbliebene mehr spirituelle Unterstützung?
Publication History
Publication Date:
21 July 2011 (online)
Palliative Pflege umfasst physische, psychosoziale und spirituelle Betreuung – allerdings gibt es bislang keine Daten darüber, inwiefern die Hinterbliebenen zusätzliche spirituelle Unterstützung als hilfreich empfunden hätten. Hegarty et al. haben mittels einer Bevölkerungsumfrage die Prävalenz für dieses Bedürfnis bestimmt und zudem nach möglichen Prädiktoren gesucht.
Pall Med 2011; 25: 266–277
Nur eine geringe Anzahl der Hinterbliebenen hätten im Nachhinein zusätzliche spirituelle Betreuung als hilfreich empfunden. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach einer mündlichen Befragung in Südaustralien, die einmal jährlich über 5 Jahre hinweg stattfand.
Insgesamt nahmen 14 902 Haushalte teil. Von allen Befragten hatten 4665 (31,1 %) in den vergangenen 5 Jahren den erwarteten Tod eines nahen Verwandten miterlebt, 1084 (23,2 %) der Befragten hatten den Verstorbenen zumindest zeitweise eigenhändig gepflegt. Alle Hinterbliebenen wurden gefragt, ob sie eine ergänzende spirituelle Unterstützung hilfreich gefunden hätten. Von den pflegerisch tätigen Hinterbliebenen beantworteten 4,7 % diese Frage mit "Ja", bei den übrigen lag die Quote bei 4,0 %. Die Autoren verzeichneten dabei mehrere Faktoren, die signifikant mit der Antwort "Ja" zusammenhingen. Hierzu zählten unter anderem weibliches Geschlecht, Alter des Befragten ≤ 65 Jahre und nicht-englischsprachiges Herkunftsland. Die Nutzung professioneller Palliativpflege hatte keinen Einfluss auf das Bedürfnis nach zusätzlicher spiritueller Unterstützung. Diejenigen Hinterbliebenen, die spirituelle Betreuung günstig einschätzten, wünschten sich auch in anderen Bereichen signifikant häufiger zusätzliche Unterstützung als Personen ohne zusätzlichen spirituellen Bedarf (Odds Ratio 1,74; 95 %-Konfidenzintervall 1,52–1,99; p < 0,001).
Die Ergebnisse zeigten, dass professionelle Palliativpflege das Bedürfnis nach zusätzlicher spiritueller Unterstützung nicht verringert. Hegarty und ihre Kollegen fordern daher, dass bestehende Beurteilungsmethoden überprüft werden. Auch sei eine Anpassung solcher Erhebungsmethoden an die jeweilige Bevölkerung bezüglich ihres kulturellen, religiösen und spirituellen Hintergrunds notwendig. Als Einstiegsfrage zur Klärung des spirituellen Bedarfs empfehlen die Autoren, nach dem "inneren Frieden" des Patienten zu fragen, da dieser hoch mit spirituellem und emotionalem Wohlbefinden korreliere (Steinhauser et al. 2006).
Dr. Bettina Rakowitz, Sachsen b. A.