Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(04): 140-141
DOI: 10.1055/s-0031-1284760
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Opioidtherapie – Immer mehr Todesfälle heizen Diskussion in den USA an

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Publication Date:
21 July 2011 (online)

 

Todesfälle aufgrund nicht beabsichtigter Überdosierungen von Opioiden haben in den USA stetig zugenommen. Die FDA will mit Fortbildung und Aufklärung gegensteuern, wie Susan Okie erläutert. Das ist vielen Experten nicht genug.
N Engl J Med. 2010; 363: 1981–1985

Nach Angaben des Centers of Disease Control (CDC) hat die Zahl der Todesfälle durch Medikamentenüberdosierung in den USA seit den frühen 1990-er Jahren stetig zugenommen und bildet inzwischen die 2-häufigste Ursache von unfallbedingten Todesfällen mit 27 658 Toten im Jahr 2007. Auf eine Opioidüberdosierung werden alleine 11 499 Todesfälle im Jahr 2007 zurückgeführt – mehr als durch die illegalen Drogen Heroin und Kokain verursachte Todesfälle. Die Zahl der Patienten, die wegen eines Opioidmissbrauchs in Notfallambulanzen behandelt werden mussten, hat sich vom Jahr 2004 auf das Jahr 2008 verdoppelt. Die Zuweisung zu Programmen zur Behandlung von Drogenabhängigkeit ist zwischen 1998 und 2008 um 400 % gestiegen. Dabei ist die Verordnung von Schmerzmitteln die 2-häufigste Ursache für einen Substanzmissbrauch nach Marihuana.

Die Zunahme von Missbrauch und durch Überdosierungen verursachte Todesfälle verlief zeitlich parallel zu einer immer aggressiveren Vermarktung von Opioiden, wie z.B. Oxycodon, und den Bemühungen, um eine bessere Identifizierung und Behandlung chronischer Schmerzen durch klinisch tätige Ärzte. In der Folge vervierfachten sich beispielsweise die Verkaufszahlen von Oxycodon oder Methadon – Methadon wird in den USA von Versicherern als Schmerzmittel aufgrund des günstigen Preises und der relativ geringen Missbrauchsgefahr favorisiert. In den 50 Bundesstaaten der USA gibt es eine deutliche Korrelation zwischen der höchsten drogenverursachten Todesrate und dem höchsten Opioidverbrauch.

Es scheint also, dass der Versuch, Schmerzen besser zu behandeln, unbeabsichtigte "Kollateralschäden" verursacht. Letztlich scheinen aber die meisten Todesfälle nach Opioideinnahme nicht auf Drogenmissbrauch zu beruhen, sondern eher auf Einnahmefehlern.