Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(04): 143
DOI: 10.1055/s-0031-1284763
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung – … bis an die Grenze – Hospizarbeit und Palliative Care

Contributor(s):
Nikolaus Krause Evangelischer Seelsorger am UniversitätsPalliativCentrum der Technischen Universität Dresden
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Publication Date:
22 July 2011 (online)

 
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Herausgegeben von Christiane Burbach 2010, 219 Seiten, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 18,95 €, ISBN Print: 978-3-525-67014-9 — ISBN E-Book: 978-3-647-67014-0

Zehn ganz unterschiedliche Artikel beschreiben in dieser "Edition Wege zum Menschen" Grenzerfahrungen.

Die Autoren bohren in diesem Grenzgebiet keine Fluchttunnel, um den Todesstreifen zu untergraben, auch lassen sie keine Heißluftballons in den Himmel steigen um gleichsam mit ewigen Wahrheiten aufs Grenzland zu schauen. Nein, es geht nicht um Fluchthilfen. Hier sind Wegbegleiter und Wegbereiter am Werk.

Die Theologin und Pastorin Annette Behnken stellt dar, wie ein Kinderhospiz solche Grenzsituationen zu bewältigen hilft. Welche praktischen und seelsorglichen Unterstützungsangebote hilfreich sind, welche Rollen auf eine Seelsorgerin in diesem Feld warten.

Die Geriaterin und Gerontologin Heike Dech zeigt wichtige Perspektiven einer Konzeption zur Sterbebegleitung Demenzkranker auf.

Der Geriatrie-Seelsorger und Medizinethiker Heinz Rüegger beschäftigt sich in seinem pflege-ethischen Artikel mit dem Grenzgang der Selbstbestimmung trotz altersbedingter Abhängigkeit am Ende des Lebens. Er plädiert für eine empathisch-solidarische Sorgekultur, die es in dialogischer Eingebundenheit ermöglicht, die Freiheit der Selbstbestimmung in Balance zur unumgänglichen Abhängigkeit bis um Ende zu realisieren.

Die Sozialpädagogin und Erwachsenenbildnerin Verena Begemann zeigt Methoden und Übungswege, Gelassenheit und Abschiedlichkeit (ein sperriges deutsches Wort) einzuüben und zum Habitus begleitender sowie auch selbstfürsorglicher Hospizarbeit werden zu lassen.

Den Grenzgang zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen unternehmen die Theologin Ulrike Elsdörfer (das islamische Menschenbild und das Verhältnis des Islam zum Sterben), dazu beschreibt Traugott Roser, wie spirituelle Begleitung im multikulturellen und säkularen Kontext Québecs aussieht.

Mit den Mitteln einer explorativen Studie gehen Kurt Buser, Volker E. Amelung und Nils Schneider der Frage nach, welche Bedeutung palliative Versorgung im Lande Brandenburg für die Arbeit von katholischen und evangelische Gemeindepastoren hat und kommen zur Kernaussage, dass die Palliativversorgung einen hohen Stellenwert im Rollenverständnis der Pastoren hat, aber im Arbeitsalltag nur einen marginalen Raum einnimmt.

Die Überlegungen des Medizinethikers Ralph Charbonnier versuchen für die Seelsorge, Ziele und Schritte zur Entwicklung der Palliativ-Regelversorgung festzumachen. Die Aufgabe von Seelsorge im Team der Regelversorgung arbeitet er als eine dreifache heraus: zum einen ein profiliertes Todes- und Sterbeverständnis zu erarbeiten, zum anderen die Interessenlage der Sterbenden ernst zu nehmen und zum dritten in ethischen Fragen kommunikationsfähig zu sein.

Der Pastoralpsychologe Frank Kittelberger befasst sich mit den besonderen Herausforderungen der Supervision mit Ehrenamtlichen im Bereich der Hospizmitarbeit und des Palliative Care.

Die Herausgeberin der Edition und Praktische Theologin an der Fachhochschule Hannover Christiane Burbach stellt berechtigte – aber, was noch wichtiger ist: weiterführende Fragen an eine Leipziger Untersuchung (2003) zu Burnout in der Hospizarbeit.

So unterschiedlich in Zielstellung, Inhalt und Problemanzeigen die Artikel sind, so bereichernd sind sie für eigene Reflexion und Auseinandersetzung zum Beispiel in einem Palliativteam.

Nikolaus Krause, evangelischer Seelsorger am UniversitätsPalliativCentrum der Technischen Universität Dresden