Z Gastroenterol 2011; 49 - P137
DOI: 10.1055/s-0031-1285409

STW 5 und seine Komponente Iberis amara verringern die Sensibilität der afferenten Mesenterialnervenfasern des Kolons der Maus in vitro

S Mittler 1, MH Müller 2, MS Kasparek 2, O Kelber 3, D Weiser 3, ME Kreis 2
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, Walter-Brendel Institut für Experimentelle Medizin, München, Germany
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität München, Großhadern, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • 3Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Wissenschaftliche Abteilung, Darmstadt, Germany

Einleitung: STW 5 (Iberogast) ist ein pflanzliches Arzneimittel, für das bekannt ist, dass es die Sensibilität verschiedener Subpopulationen von intestinalen afferenten Nervenfasern im Nagermodell verringert. Das Arzneimittel setzt sich aus neun pflanzlichen Extrakten zusammen, darunter dem Extrakt von Iberis amara (Bittere Schleifenblume). Ziel der Studie war ein Vergleich der Wirkung von Iberis amara und STW 5 auf mesenterische afferente Nervenfasern im Kolon der Maus.

Methoden: Beim Kolonpräparat von C57Bl6-Mäusen wurde der mesenterische Nerv präpariert. Afferente Nervenentladungen wurden in Krebs-Lösung mit 1µM Nifedipin aufgezeichnet. STW 5 bzw. Iberis amara wurden als Lyophilisat in einer Konzentration von 57,1mg ml-1 bzw. 21,2mg ml-1 gelöst, 1:100.000 in Krebs-Puffer verdünnt und als Perfusionslösung eingesetzt, 10min bevor mit Bradykinin (0,5µM), 5-HT (10µM) oder luminaler Rampen-Distension (0 bis 80cm H20) stimuliert wurde. Je Gruppe wurden n=6 Präparate untersucht und die maximale Spitzenentladungsfrequenz ermittelt.

Ergebnisse: Die intestinale afferente Reaktion auf 5-HT betrug 0,2±0,2 imp s-1 mit Iberis amara, 5±2 imp s-1 bei der unbehandelten Kontrollgruppe und 3±1 imp s-1 bei STW 5 (p<0,05, Iberis amara vs. Kontrolle). Die Antwort auf Bradykinin war 36±5 imp s-1 für Iberis amara, 38±6 imp s-1 für die Kontrolle (n.s.) und 9±2 imp s-1 für STW 5 (p<0,05). Die maximale afferente Spitzenentladungsfrequenz bei 80cm H2O betrug 14±3 imp s-1 nach Vorbehandlung mit Iberis amara, 22±3 imp s-1 bei der Kontrollgruppe und 4±3 imp s-1 mit STW 5 (p<0,05).

Schlussfolgerungen: Iberis amara verringert selektiv die Reaktivität 5-HT-sensibler und low-threshold mechanosensibler afferenter Nervenfasern, während STW 5 sowohl bei low-threshold als auch bei high-threshold mechanosensiblen Afferenzen wirkt. Iberis amara wirkt demnach selektiver auf jene viszeralen Afferenzen, von denen bekannt ist, dass sie die Hypersensibilität bei funktionellen Darmerkrankungen vermitteln, während STW 5 ein breiteres Wirkprofil hat.