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DOI: 10.1055/s-0031-1285548
Methangas-Explosion im Kolon – Eine seltene aber schwerwiegende Komplikation unter endoskopischer Elektrochirurgie-Anwendung
Einen ausgesprochen seltenen, jedoch potentiell schwerwiegenden Zwischenfall stellt die Darmgasexplosion bei elektrochirurgischen Eingriffen dar. Wir berichten über einen 75-jährigen Patienten, der sich elektiv zur endoskopischen ‘en bloc'-Resektion eines flächigen Polypen (Paris Klassifikation Typ IIa, LST-GT) von ca. 4×5cm Größe am rekto-sigmoidalen Übergang vorstellte. Bioptisch handelt es sich um ein tubulovillöses Adenom mit HG-IEN. Der Patient hatte am Vortag nach Klysma-Vorbereitung extern eine Sigmoidoskopie erhalten und sich dann mit Standard-Vorbereitung von Natrium-Dihydrogenphosphat und Bisacodyl (Prepacol®) am Vortrag sowie Macrogol/Ascorbin-Säure (Moviprep®) fraktioniert und am Untersuchungstag je 1l und je 1l Tee/Wasser vorbereitet. Der Darm war beim Vorspiegeln bis ins obere Sigma gut vorbereitet (1–2 von 6). Der Eingriff verlief zunächst regelhaft unter Verwendung von Endocut Q, 1/1/1; Forced Coag St. 3, 32W. Bei der Abtragung an einem lateralen Gewebszipfel kam es, offenbar durch Fulgurisation, zu einer plötzlichen Gas-Explosion. Das Endoskop wurde mit einem lauten Knall aus dem Anus geschleudert. Beim Wiedervorspiegeln zeigten sich 2 Wanddefekte von 10×7 und ca. 15×10mm am bereits präparierten Wundgrund. Das Präparat wurde mit einem zweiten Elektrochirurgie-Gerät vollständig abgetragen und beide Defekte mit einem Makroclip verschlossen (OTSC-Clip). Bei insgesamt unsicherer Situation und Flüssigkeit und Luft im Abdomen im CT, wurde der Patient einer anterioren Rektumresektion mit termino-terminaler Descendorectostomie zugeführt. Die Überprüfung des Elektrochirurgie-Gerätes ergab eine regelrechte Funktion. Die Methan-Gasexplosion im Kolon während endoskopisch, elektrochirurgischer Eingriffen ist eine sehr seltene Komplikation. Begünstigend werden Stuhlreste im Darm für eine Methan- und Wasserstoffgasentwicklung beschrieben, was hier jedoch nicht der Fall war. Die benutzten Abführlösungen enthielten keine Kohlenhydrate (Mannitol oder Sorbitol), so dass die Ursache der Explosion letztendlich unklar bleibt. Ob die ESD mit Messerpräparation und erhöhtem Funkenüberschlagsrisiko ein eigenes Risikofaktor darstellt, bleibt aktuell offen. Vermutlich hätte die Verwendung von CO2 als Insufflationsgas den Zwischenfall verhindern können.