Zusammenfassung
Hintergrund:
Durch die Aufnahme in die Kinder-Richtlinien hat seit dem 01.01.2009 jedes Neugeborene
einen Anspruch auf ein Hörscreening (UNHS). Anhand der Erfahrungen in Bayern soll
nach 2 Jahren untersucht werden, ob das universelle NHS erfolgreich durchgeführt wird
und die Qualitätskriterien der Kinder-Richtlinien erreicht werden können.
Methodik:
In den Kinder-Richtlinien sind detaillierte Vorgaben zur Durchführung und Qualität
des UNHS gemacht worden. Anhand der übermittelten UNHS-Daten der screenenden Einrichtungen
in Bayern wurden Zielparameter der Prozessqualität wie Screeningrate, Testmethode,
Referrate (Anteil auffälliger Screeninguntersuchungen) und Diagnosealter evaluiert.
Ergebnisse:
Bei über 96% aller Neugeborenen konnte ein Screening dokumentiert werden. Die Referrate
lag 2010 bei 4,5%. Nur 18% der ersten Kontrolluntersuchung wurden bei einem Pädaudiologen
durchgeführt. Zur Abklärung eines beidseitig auffälligen Erstscreenings war in 38,5%
eine Intervention des Screeningzentrums notwendig. Der Median des Diagnosealters einer
beidseitigen Hörstörung lag 2009 bei 5,5 Monaten, des Therapiebeginns bei 6,2 Monaten.
Bei 49% der Betroffenen war die frühzeitige Diagnosestellung nur durch das Tracking
des Screeningzentrums möglich.
Schlussfolgerung:
Das universelle Neugeborenen-Hörscreening wird erfolgreich durchgeführt. Um die Qualitätsanforderungen
der Kinder-Richtlinien flächendeckend zu erreichen, müssen weitere Anstrengungen unternommen
werden. Ohne ein Screeningprogramm mit einem effektiven Tracking unter Einbindung
eines Screeningzentrums liegt der mittlere Zeitpunkt des Therapiebeginns erheblich
zu spät.
Abstract
Background:
Since 01.01.2009 in Germany a newborn hearing screening (UNHS) is obligatory for every
child. The UNHS is part of the guidelines for the prevention of diseases for children
up to 6 years of age (Kinder-Richtlinien). 2 years after its introduction in Bavaria,
we now evaluate whether the UNHS has been implemented successfully, and if the quality
criteria of the guidelines have been met.
Methods:
In the guidelines details for the procedure and screening quality are given. The UNHS
data from the screening facilities in Bavaria were evaluated for process quality criteria
like screening coverage, screening method, REFER rate (rate of failed tests) and child
age at diagnosis.
Results:
More than 96% of all newborns were screened. The REFER rate for 2010 was 4.5%. Only
18% of the controls were done by a paediatric audiologist. In 38.5% of the newborns
an intervention of the screening centre was necessary to assure controlling of a failed
screening test. In 2009 the median age at diagnosis for a bilateral hearing loss was
5.5 months, and the start of therapy was 6.2 months.
Conclusion:
In Bavaria the UNHS was implemented successfully. A tracking system for all children
who failed the hearing screening test is pivotal for the early diagnosis of children
with bilateral hearing deficiency.
Schlüsselwörter
Neugeborenen-Hörscreening - Tracking - Screeningzentrum - angeborene Hörstörungen
Key words
newborn hearing screening - tracking - screening centres - congenital hearing loss