Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(9): 588-596
DOI: 10.1055/s-0031-1286611
Fachwissen
Anästhesiologie-Topthema: Atemwegsmanagement
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Atemwegsmanagement – Videoassistierte Verfahren

Airwaymanagement – Video-assisted airway management
Erol Cavus
,
Berthold Bein
,
Volker Dörges
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. September 2011 (online)

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Zusammenfassung

Die endotracheale Intubation stellt innerklinisch den sogenannten ”Goldstandard“ zur Sicherung der Atemwege dar. Lassen sich Probleme bei der Intubation durch konventionelle Maßnahmen nicht bewältigen, oder ist eine schwierige Intubation a priori zu erwarten, ist der Einsatz videoassistierter Verfahren zu bevorzugen. Diese ermöglichen eine indirekte Sicht auf die laryngealen Strukturen, das erfasste Bild wird per fiberoptischer oder Kamera-Chip-Technik auf einen Monitor geleitet. Bei erwartet schwieriger Intubation stellt die endoskopisch geführte Wachintubation mit einer flexiblen Fiberoptik immer noch die Methode der Wahl dar. Unter der Maßgabe, dass eine sichere Oxygenierung über Maskenbeatmung oder Einsatz einer supraglottischen Beatmungshilfe zu gewährleisten ist, können alternativ auch ein Intubationsendoskop oder ein Videolaryngoskop eingesetzt werden. Bei Beherrschung des Algorithmus für den unerwartet schwierigen Atemweg können letztgenannte Hilfsmittel auch als Notfallalternative zum Einsatz kommen.

Abstract

Endotracheal intubation remains the ”goldstandard“ in airway management. If with use of conventional techniques intubation of the patient fails, or if an anticipated difficult airway is present, video-assisted techniques may help to increase intubation success. Video-assisted techniques give the possibility to indirectly visualise the laryngeal structures with fibreoptical or camerachip-technique, and to display the videopicture on an external or integrated monitor. For the anticipated difficult airway, awake flexible fibreoptical intubation still is the first choice. However, if Oxygenation and Ventilation can be established with bag-mask ventilation or supraglottic airways, the use of an endoscopic optical stylet or a videolaryngoscope may be alternatives. If the algorithm for the unanticipated difficult airway can be safely administered, the latter techniques may also be used as emergency intubation devices.

Kernaussagen

  • Die endotracheale Intubation mittels videoassistierter Verfahren kann ohne Angleichung von oropharyngealer und laryngealer Achse erfolgen.

  • Trotz vieler technischer Neuerungen im Bereich der Atemwegshilfsmittel stellt die endoskopisch geführte Wachintubation mit einer flexiblen Fiberoptik immer noch den anerkannten Goldstandard beim erwartet schwierigen Atemweg dar.

  • Flexible Optiken sowie Intubationsendoskope basieren immer noch vorwiegend auf fiberoptischer Technik, während bei Videolaryngoskopen überwiegend digitale Kamerachips integriert sind.

  • Der Einsatz von Videotechniken ermöglicht verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten, Mitarbeit und Antizipation des restlichen Teams sowie Befunddokumentation.

  • Besonders bei Atemwegspathologien (Trauma, Tumor, Vor-OP), Immobilisation der HWS und unter besonderen räumlichen Verhältnissen profitieren Arzt und Patient vom Einsatz videoassistierter Verfahren.

  • Sowohl flexible Fiberoptiken, starre bzw. semi-flexible Intubationsendoskope als auch Videolaryngoskope sind durch die Miniaturisierung der Kamerachiptechnik, verbesserte Akku- und Lichtleistung sowie Verkleinerung der Bildschirme als mobile Varianten erhältlich und damit prinzipiell auch für die Notfallmedizin geeignet.

  • Der Begriff Videolaryngoskopie vereint derzeit videolaryngoskopische Systeme, die sich sowohl in der technischen Ausstattung als auch in ihrer Anwendungsphilosophie z. T. gravierend voneinander unterscheiden.

  • Trotz optimaler Glottisvisualisierung mit einem Videolaryngoskop ergibt sich die eigentliche Schwierigkeit beim Intubationsvorgang selber, insbesondere bei Einsatz eines stark gekrümmten Spatelblattes mit adaptierter Tubuskrümmung.

  • Alle videoassistierten Verfahren (flexible Fiberoptik, starre Intubationsendoskopie, Videolaryngoskopie) benötigen für einen sicheren Einsatz der jeweiligen Technik Übung außerhalb von Notfallsituationen.

  • Nachteil aller videoassistierten Verfahren ist deren eingeschränkte Sicht bei großen Sekretansammlungen im Glottisbereich (z. B. Blutung, Regurgitation).

  • Bei den Videolaryngoskopen könnte ein abgestuftes Vorgehen aus primärem Einsatz eines Macintosh-Spatels und bedarfsweiser Eskalation zum gekrümmten Spateltyp innerhalb eines Systems sinnvoll sein.

Ergänzendes Material