ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2011; 120(07/08): 390
DOI: 10.1055/s-0031-1286631
Fortbildung
Rezension
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Buchrezension

Contributor(s):
Jörg W Kleinfelder
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Publication History

Publication Date:
23 August 2011 (online)

Umfassende Darstellungen der für den Zahnarzt relevanten Arzneimittel sind in der deutschsprachigen zahnmedizinischen Lehrbuchlandschaft nicht allzu zahlreich. Daher ist es sehr begrüßenswert, dass nunmehr ein weiteres Pharmakologielehrbuch auf dem Markt erschienen ist, das den Anspruch erhebt, spezifisch auf die Bedürfnisse des Zahnarztes zugeschnitten zu sein.

Dieses Buch entstand in einer Initiative von Pharmakologen und Zahnmedizinern der Universität Jena in Zusammenarbeit mit der Klinischen Pharmakologie der Universität Regensburg. Ziel der Herausgeber war hierbei, nicht ein allumfassendes Pharmakologielehrbuch zu verfassen, sondern das vorliegende Buch will ”problemorientiert“ von klinischen Situationen ausgehen und stellt insbesondere das aktuelle Wissen um Prophylaxe und Therapie von Angst, Schmerzen, Infektionen, Blutgerinnungsproblemen und wichtigen Notfallsituationen in den Mittelpunkt. Hinzu kommen typische zahnmedizinische Themen, wie Parodontitistherapie, Kariesprophylaxe, die Beeinflussung der Speichelsekretion sowie ein Kapitel über die Toxikologie neuer Werkstoffe und Amalgam.

Äußerst ausführlich wird dem Zahnarzt eine Hilfestellung bei dem Erkennen unerwünschter Nebenwirkungen, die sich unter systemischer Anwendung von Arzneimitteln im Orofazialbereich manifestieren können, gegeben. Ein anspruchsvolles und umfangreiches Kapitel informiert über die für den Zahnarzt ausgesprochen relevante Problematik, Patienten unter Antikoagulantien behandeln zu müssen. Das Kapitel zur Schmerztherapie durchbricht in seiner Ausführlichkeit sicher bewusst die ansonsten stringente Einhaltung einer praxisorientierten inhaltlichen Konzentration. Auch das Kapitel zur Kariesprävention mit Fluoriden sprengt ein wenig den allgemeinen Charakter dieses Buches; jedoch werden die Empfehlungen für die Praxis mit starker Orientierung an die aktuelle wissenschaftliche Literatur hergeleitet. Ein abschließendes Kapitel zur Pharmakotherapie in Abhängigkeit vom Lebensalter sowie zur zahnärztlichen Arzneitherapie in der Schwangerschaft runden die umfassend dargestellten Empfehlungen ab. Ein interessantes zusätzliches Kapitel informiert über die gesetzlichen Vorgaben des Rezeptierens, auch in Hinblick auf die Verschreibung von Betäubungsmitteln. Die nicht ganz einheitliche Struktur der einzelnen Kapitel ist wohl als Folge der individuellen Freiheit der einzelnen Autoren unterschiedlichster Fachgebiete anzusehen, wirkt aber nicht unbedingt störend. Konsequent werden in allen Kapiteln farblich hervorgehobene Kernaussagen formuliert, die ein gutes didaktisches Moment für den Leser darstellen.

Insgesamt ist das Buch auf hohem fachlichem Niveau, aktuell und umfassend, nahezu alle Kapitel konzentrieren sich auf die Praxisbedeutsamkeit. Einzig das Fehlen der für die zahnärztliche Praxis immer mehr an Bedeutung erlangenden Möglichkeiten der pharmakotherapeutischen Nikotinentwöhnung ist ein kleiner Minuspunkt. Das vorliegende Buch dient dem zahnmedizinischen Studenten der Vorbereitung zur Staatsexamensprüfung im Fach Pharmakologie. Es ist dienlich für die ersten Berufsjahre, und es ist überdies als Nachschlagewerk zu empfehlen mit ”Standpunkt“ in jedem Bücherregal einer zahnärztlichen Praxis.

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