Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(05): 207
DOI: 10.1055/s-0031-1287727
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fortbildung – "Trauer erwärmen" feiert Jubiläum

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Publication Date:
20 September 2011 (online)

 

Immer wieder gibt es Trauernde, die fühlen, dass ihr Weg zu schwer, zu lang, zu unübersichtlich und zu einsam für sie ist. Dies sind meist Menschen, die Angst davor haben, nicht alleine "überleben" zu können und zu erstarren. Damit das Lebendige wieder Raum bekommt, brauchen Trauende vor allem Menschen an ihrer Seite, die ihnen menschlich zugewandt und auf professionelle Weise beistehen.
25 Kurse "Trauer erwärmen", 25 vorangehende Kennenlernworkshops, 125 durchgeführte Wochen, 625 durchgeführte Tage, 743 TeilnehmerInnen

Um dieser verantwortungsvollen und komplexen Aufgabe nachkommen zu können, müssen Menschen qualifiziert aus- und fortgebildet werden, wie dies seit 1992 in Bonn mit der Fortbildung "Trauer erwärmen" in 25 Kursen geschehen ist. In 25 Kennenlernworkshops näherten sich Menschen der Methode "Trauer erwärmen", den Kursleitern sowie den anderen Kursteilnehmern an. In 25 Fortbildungskursen à 5 Wochen und 5 Tagen wurden schließlich bislang 743 Trauerbegleiter qualifiziert. Eine beeindruckende Zahl, so Monika Müller, Therapeutin und Supervisorin von ALPHA. Sie hat die Kurse mit zwei Kollegen, Dr. Sylvia Brathuhn (Diplom-Pädagogin) und Thorsten Adelt (Psychologischer Psychotherapeut) konzipiert und durchgeführt. Die Fortbildung "Trauer erwärmen" orientiert sich an der Metapher des Trauerwinters. Zentrale Methode der Qualifizierungsreihe ist das Instrument der "Erwärmung", eine Aktionsmethode aus dem Psychodrama. Sie erlaubt eine besondere Einfühlung in die Situation eines anderen Menschen. In der Trauerbegleitung hilft "Erwärmen", den Kontakt zwischen Trauernden und Begleiter zu beleben, dem Begleiter die Erlebnisinhalte des Trauernden zu erschließen und die Projektion des Begleiters auf den Trauernden zu minimieren. Gleichzeitig mildert die Erwärmung die Erfahrung von Trauerkälte und Trauereinsamkeit. Durch das Erwärmen der eigenen Trauergefühle gelingt es dem Trauernden, in Kontakt mit sich selbst, seinen Mitmenschen, seiner Umwelt und vor allem seiner Zukunft zu kommen. Erwärmen trägt dazu bei, dass der Trauernde die Erinnerung an den verlorenen Menschen bergen und in ein neues Leben, einen neuen Weltbezug "hineinretten" kann. Erwärmung ist jedoch nicht nur eine Methode, also ein Weg, der den Trauernden begleitet, sondern auch eine Haltung, die nicht auf Loslassen abzielt, sondern auf eine erneuerte, vertiefte, integrative, "verinnerlichte" Bindung an den Verstorbenen.