ergopraxis 2011; 4(9): 16
DOI: 10.1055/s-0031-1287753
wissenschaft

Psychiatrie – Aktivitätsgruppen: beliebt, kaum belegt

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Publication Date:
02 September 2011 (online)

 

Im psychiatrischen Kontext bieten Ergotherapeuten ihren Klienten bevorzugt aktivi-tätsbasierte Gruppentherapien an. Bislang mangelt es aber an aussagekräftigen wissenschaftlichen Belegen dafür, dass diese Interventionsform tatsächlich eine positive Wirkung erzielt. Das ergab die systematische Literaturübersicht der beiden Ergotherapeutinnen Alison Bullock vom staatlichen Gesundheitsdienst in Middlesbrough und Katrina Bannigan vom Forschungszentrum für Betätigung und psychische Gesundheit in York, England.

Die Forscherinnen recherchierten in ergotherapeutischen Fachzeitschriften sowie in Datenbanken wie CINAHL, Medline oder auch OT Seeker nach Studien, welche die Effektivität aktivitätsbasierter Gruppen für Menschen mit psychischen Erkrankungen untersuchten. Von den insgesamt 136 gefundenen Artikeln erfüllten lediglich drei Studien die aufgestellten Einschlusskriterien. Diese verglichen die Wirkung von aktivitätsbasierten Gruppentherapien mit Interventionen, die auf Kommunikationsprozessen in der Gruppe beruhten. Auf diese Weise wiesen die Wissenschaftler nach, dass Aktivitätsgruppen effektiver sind als reine Kommunikationsgruppen. Den Teilnehmern der aktivitätsbasierten Gruppentherapie gelang es beispielsweise besser, ihre Interaktionsfertigkeiten wahrzunehmen, ihr Sozialverhalten anzupassen und ihre Symptome zu reduzieren.

Dass aktivitätsbasierte Gruppentherapie wirksam ist, lässt sich laut Forscherinnen nicht verallgemeinern. Dazu sind die Studien zu heterogen und weisen methodische Mängel auf. Um diese Interventionsform wirksam belegen zu können, sind hochwertige Arbeiten nötig. Arbeiten, die sich auf Diagnosegruppen wie Schizophrenie beziehen, wären die Voraussetzung für eine Verankerung in Leitlinien.

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AJOT 2011; 65: 257–266