Zentralbl Chir 2011; 136 - P_52
DOI: 10.1055/s-0031-1289083

Aortoduodenale Fistel – seltene Komplikation einer Aortenprothese

B Pfannkuchen 1, C von Langsdorff 1, A Allekseyev 2, C Pox 3, A Wunsch 1, R Viebahn 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik, Knappschaftskrankenhaus Bochum, Bochum, Germany
  • 2Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Knappschaftskrankenhaus Bochum, Bochum, Germany
  • 3Medizinische Universitätsklinik, Knappschaftskrankenhaus Bochum, Bochum, Germany

Die aortoduodenale Fistel ist eine seltene Spätkomplikation einerseits primär eines Bauchaortenaneurysmas, andererseits sekundär nach operativer Versorgung eines Aortenaneurysmas mittels einer Prothese.

Klinisch zeigt sich häufig das Bild einer oberen gastrointestinalen Blutung, sodass zunächst eine endoskopische Diagnostik erfolgt, die Blutungsquelle ist häufig nicht detektabel. Die Verläufe sind oft zweizeitig und fulminant, sodass erst intraoperativ bei V.a. obere gastrointestinale, endoskopisch nicht beherrschbare Blutung sich die Diagnose ergibt. Gelegentlich kann die Diagnose durch eine CT-Diagnostik gestellt werden. Die Verläufe sind häufig letal.

Wir berichten über eine 69-jährige Patientin, die mit den Zeichen einer oberen gastrointestinalen Blutung zunächst in der hiesigen Medizinischen Klinik behandelt wurde. Endoskopisch konnte in diesem Falle bereits die Diagnose unter Sicht der Prothese gestellt werden. Die CT-Diagnostik bestätigte den Befund. Bei noch hämodynamisch stabiler Patientin erfolgte die geplante zweizeitige operative Versorgung. Zunächst wurde bei klinischer Infektfreiheit der Patientin zum Erhalt der Nierenperfusion die Rekonstruktion der linken Nierenarterien End-zu-End auf die Arteria lienalis durchgeführt, rechtsseitig erfolgte der Anschluss an die Arteria hepatica mittels eines Venenbypasses. In einem zweiten Schritt wurde die durch die Fistel infizierte Rohrprothese entfernt und ein Venenbypass aorto-rechts-iliacal angelegt. Durch einen vorbestehenden Cross-over-Bypass der Iliacalgefäße sind beide unteren Extremitäten perfundiert. Die Patientin wurde 9 Wochen nach dem Eingriff in die AHB entlassen.

Aortoduodenale Fisteln sind eine seltene Entität. Die in der Literatur veröffentlichten Daten beziehen sich bisher auf einzelne Kasuistiken, letale Verläufe sind häufig. Der Fallbericht aus der eigenen Klinik zeigt bei gutem interdisziplinärem Zusammenspiel eine erfolgreiche Versorgung einer aortoduodenalen Fistel. Die Differenzialdiagnose sollte im Falle einer gastrointestinalen Blutung in Verbindung mit Risikofaktoren eines BAA oder bereits vorhandener Aortenprothese präsent sein und erfordert eine zügige interdisziplinäre Versorgung.