Sprache · Stimme · Gehör 2011; 35(04): 181
DOI: 10.1055/s-0031-1291314
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Extralaryngeale Ursachen von Stimmstörungen

Extralaryngeal Causes of Dysphonia
B. Richter
,
M. Echternach
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Publikationsdatum:
05. Januar 2012 (online)

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Prof. Dr. B. Richter
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PD Dr. M. Echternach

Die menschliche Stimme wird durch die perfekte Koordination von Atmung, Stimmlippen- und Artikulationsbewegungen erzeugt. Die dabei verwendeten Bewegungsmuster gehören zu den komplexesten Abläufen, zu denen der Mensch fähig ist. Nicht nur das Zusammenspiel bestimmter Muskelgruppen ist für eine normale Stimme verantwortlich, sondern der Mensch in seiner ganzen Persönlichkeit.

Eine Störung der Stimme wird als Dysphonie (von griechisch „dys“=Störung eines Zustandes und „phone“=Laut, Ton) bezeichnet. Eine Dysphonie ist häufig nicht nur durch eine Änderung des Stimmklanges im Sinne einer Behauchtheit oder Rauhigkeit charakterisiert, sondern kann darüber hinaus von einer Einschränkung der stimmlichen Leistungsfähigkeit bzw. Belastbarkeit und/oder von subjektiven Missempfindungen begleitet sein.

Seit der Einführung des Kehlkopfspiegels zur Beurteilung der Stimmfunktion vor mehr als 150 Jahren durch den Sänger und Gesangspädagogen Manuel Garcia neigen Ärzte, Therapeuten, Sänger und auch Patienten mit Stimmstörungen dazu, die Ursache einer Stimmstörung vornehmlich im Bereich des Kehlkopfes zu suchen. Eine Dysphonie kann jedoch gemäß der komplizierten Mechanismen der Stimmproduktion vielfältige Ursachen haben.

In den letzten Jahren konnte unsere Arbeitsgruppe bereits mehrfach über einige der komplexen diagnostischen Besonderheiten unter Berücksichtigung psychosomatischer Aspekte bei der Stimmdiagnostik und -therapie von Sängern und beruflich Stimmbelasteten berichten (vgl.: Sprache Stimme Gehör 2007; 31: 66–71, HNO 2010; 58: 389–398, HNO 2011; 59: 547–555, HNO 2011; 59: 563–567).

Anliegen des Themenschwerpunktes „Extralaryngeale Ursachen von Stimmstörungen“ im vorliegenden Heft der Sprache – Stimme – Gehör ist es, über das bisher Dargestellte hinaus Erkrankungen zusammen zu stellen, die zu einer Dysphonie führen können, deren primäre Ursache nicht im Kehlkopf liegt und die zudem normalerweise nicht „im Scheinwerferlicht“ der differenzialdiagnostischen Überlegungen stehen. Die einzelnen Artikel beinhalten Überlegungen zu Allergien, zum Reflux, zum Sinubronchialen Syndrom, zu Autoimmunerkrankungen, zur Halswirbelsäule und paralaryngealen Muskulatur sowie zum Vokaltrakt. Die Liste der möglichen Ursachen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und könnte natürlich ergänzt werden. Für den Leser sollen die Artikel einen Anstoß geben, bei Stimmstörungen immer möglichst breit zu denken und gemäß einem holistischen Ansatz der Ursache der Störung nachzuspüren.