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DOI: 10.1055/s-0031-1291896
Traumapatienten mit Blutungen – Tranexamsäure möglichst früh verabreichen
Publication History
Publication Date:
23 September 2011 (online)
Die CRASH-2-Studie konnte bei erwachsenen Traumapatienten mit Blutungen bzw. Blutungsrisiko zeigen, dass eine Gabe von Tranexamsäure innerhalb von 8 Stunden nach dem Verletzungsereignis die Gesamtmortalität signifikant reduziert. Eine weitergehende Analyse der Daten sollte herausfinden, in welcher Weise Tranexamsäure das blutungsbedingte Mortalitätsrisiko beeinflusst und wann der optimale Zeitpunkt zum Verabreichen ist.
Lancet 2011; 377: 1096–1101
An der CRASH-2-Studie beteiligten sich 274 Kliniken in 40 Ländern. Die Studie schloss 20 211 erwachsene Traumapatienten mit signifikanten Blutungen bzw. Blutungsrisiko ein. Innerhalb von 8 Stunden, nachdem sich die Verletzung ereignete, erhielten die Patienten nach dem Zufallsprinzip entweder Tranexamsäure (Initialdosis = 1 g über 10 Minuten gefolgt von 1 g über 8 Stunden per Infusion; n = 10 096) oder Placebo (n = 10 115). Die Autoren untersuchten den Effekt von Tranexamsäure auf die blutungsbedingte Mortalität, und zwar in Abhängigkeit von dem Behandlungszeitpunkt, der Schwere der Blutung (bestimmt anhand des systolischen Blutdrucks), dem "Glasgow Coma Score" (GCS) sowie der Art der Verletzung.
Von den insgesamt 3076 Todesfällen aufgrund jedweder Ursache waren 1063 (35 %) auf Blutungen zurückzuführen. Tranexamsäure senkte das blutungsbedingte Mortalitätsrisiko signifikant. In der Tranexamsäure-Gruppe starben 4,9 % der Probanden an Blutungen, in der Placebo-Gruppe waren es 5,7 %. Es zeigte sich, dass der Effekt von Tranexamsäure auf die blutungsbedingte Mortalität davon abhängt, wie groß die Zeitspanne zwischen Verletzungsereignis und Behandlungsbeginn ist. Im Fall einer frühen Verabreichung (≤ 1 Stunde nach dem Ereignis) senkte Tranexamsäure das blutungsbedingte Mortalitätsrisiko gegenüber Placebo signifikant (5,3 % vs. 7,7 %) (Relatives Risiko [RR] 0,68; p < 0,0001).
Auch eine Gabe von Tranexamsäure während des Zeitraums von 1–3 Stunden nach dem Verletzungsereignis verminderte das Risiko, an Blutungen zu sterben (4,8 % vs. 6,1 %) (RR 0,79; p = 0,03). Begann die Behandlung später als 3 Stunden nach dem Ereignis, so stieg das Mortalitätsrisiko signifikant an (4,4 % vs. 3,1 %) (RR 1,44; p = 0,004). Andere in der Studie untersuchte Faktoren wie systolischer Blutdruck, GCS oder die Art der Verletzung wirkten sich offensichtlich nicht auf den Effekt der Tranexamsäure-Behandlung aus.
Bei Traumapatienten mit Blutungen sollte die Gabe von Tranexamsäure so früh wie möglich erfolgen, spätestens aber 3 Stunden nach dem Verletzungsereignis, so das Ergebnis der Studie. Vorsicht ist geboten, wenn dieses Ereignis länger als 3 Stunden zurückliegt, in solchen Fällen könnte der Einsatz von Tranexamsäure sogar Gefahren für den Patienten mit sich bringen.
Dr. Frank Lichert, Weilburg