Der Klinikarzt 2011; 40(9): 404-408
DOI: 10.1055/s-0031-1291955
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Normaldruckhydrozephalus – State of the Art

Normal pressure hydrocephalus – State of the Art
Sandra C Kunze
1   Klinik für Neurochirurgie, Universitätsmedizin Mannheim
,
Kirsten Schmieder
1   Klinik für Neurochirurgie, Universitätsmedizin Mannheim
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 September 2011 (online)

Preview

Der Normaldruckhydrozephalus ist eine erstmals 1965 beschriebene Erkrankung. Sie tritt in der Regel ab dem 60. Lebensjahr auf. Klinisch finden sich eine Gangunsicherheit, eine Dranginkontinenz sowie kognitive Defizite, wobei diese Trias nicht pathognomonisch sein muss. Bildmorphologisch findet sich im Computertomogramm des Neurokraniums ein erweitertes Ventrikelsystem mit abgeflachten Sulci und eventueller Liquordiapedese im Bereich der Vorderhörner. Eine kernspintomografische Untersuchung mit ciss-Sequenz sollte erfolgen, um zum einen eine tumoröse Raumforderung und zum anderen eine Aquäduktstenose auszuschließen. Bei Verdacht auf einen Normaldruckhydrozephalus erfolgt die weitere Abklärung mittels einer klinischen Testung vor und nach Anlage einer lumbalen Drainage oder serieller Lumbalpunktionen. Zeigt sich hier eine signifikante Besserung der klinischen Symptome, so kann die Indikation zu einer dauerhaften Ableitung in Form eines ventrikulo-peritonealen Shunts gestellt werden. Bei einem Drittel der Patienten können im Rahmen der Operation oder zeitverzögert Komplikationen wie Infektionen, Blutungen, Hygrome oder eine Shuntdysfunktion auftreten, wobei die Komplikationsrate durch die Entwicklung von antibiotika-beschichteten Kathetern und Gravitationsventilen in der letzten Zeit signifikant reduziert werden konnte. Insgesamt sollte jedoch bei jedem Patienten die Entscheidung individuell in Abhängigkeit vom operativem Risiko und der zu erwartenden Lebensqualität getroffen werden. Eine interdisziplinäre enge Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Neurologen und Neurochirurgen ist zum Wohle des Patienten unumgänglich.

Normal pressure hydrocephalus was first described in 1965 as a clinical syndrome consisting of gait disturbance, urinary incontinence and dementia usually affecting patients older than 60 years. Computed tomography shows a dilatation of the ventricles. A MRI should be done to rule out tumors and aqueductal stenosis. If there is the suspicion of normal pressure hydrocephalus further tests – lumbar drainage or repeated lumbar punctures – should be done preoperatively to predict the clinical success of a surgical intervention. While one third of the patients still show complications like infections, hemorrhage, hygromas or shunt-dysfunction, new technical developments like antibiotic-impregnated catheters and adjustable gravitational valves aim at reducing the complication rate. Decision about a surgical intervention should be based on the operative risk, achievable improvement in activity of daily living and life expectancy. In order to optimize treatment interdisciplinary collaboration among general practitioners, neurologists and neurosurgeons is crucial.