Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - A24
DOI: 10.1055/s-0031-1292715

Die blinde Medizinische Tastuntersucherin (MTU) in der Rehabilitation nach Brustkrebs – Nachsorgediagnostik und/oder psychoonkologischer Support?

A Wolf 1, B Leibbrand 1, F Hoffmann 2, K Zirke 3
  • 1Salzetalklinik, Onkologie, Bad Salzuflen, Germany
  • 2Praxis für Frauen, Gynäkologie, Duisburg, Germany
  • 3Berufsförderungswerk, Düren, Germany

Hintergrund:

Die medizinische Tastuntersuchung (MTU) wurde für blinde Frauen entwickelt und ist inzwischen als zertifizierte, von der Ärztekammer Nordrhein geprüfte, Qualifizierungsmaßnahme in der Gesundheitsvorsorge etabliert.

Methodik:

Wir haben die medizinische Tastuntersuchung der Brust an die Befunde brustkrebsoperierter Frauen angepasst und einen neuen Beurteilungsbogen eingeführt. Zusätzlich haben wir einen Fragebogen entwickelt, um neben dem diagnostischen auch einen möglichen psychoonkologischen Support zu erfassen.

Ergebnisse:

Fragebögen werden seit 12/2010 ausgeteilt, die Rücklaufquote liegt bei 96%. 74% der Befragten sind 50J. u. älter, davon 50% zwischen 50–60 Jahre alt. Bei 74% handelt es sich um eine Untersuchung i. R. der Nachsorge innerhalb der 5-Jahresgrenze, bei 65% innerhalb des ersten Jahres. Die Initiative geht meist vom Arzt aus, die Frauen haben keine Angst vor der Untersuchung und keine Schmerzen. 97% der Frauen sehen die Untersuchung als gute Ergänzung zur Gerätediagnostik. 56% sagen sogar, dass ihnen die MTU mehr Sicherheit gibt, als die ärztliche Tastuntersuchung.

Diskussion:

Frauen in der Rehabilitation fragen nach der Möglichkeit einer MTU und erleben den Kontakt zur MTU als unbelastet. Die Untersuchung wird angstfrei und schmerzarm erlebt, anders als z.B. die ärztliche Untersuchung oder die Mammografie. Erwähnenswert ist dabei auch die Zeit, die in der Regel 30 Minuten beträgt, die sich die MTU für die Untersuchung nimmt. Zudem konzentriert sich die MTU, anders als der Arzt nur auf den Brustbereich. Bedeutend ist, dass die MTU blind und eine Frau ist!

Die Frauen konnten durchweg Vertrauen zu der MTU aufbauen und kamen mit sicherem Gefühl aus der Untersuchung, die als gute Ergänzung zu der ärztlichen und Geräte-Diagnostik gesehen wird.

Schlussfolgerung: Die MTU ist eine wichtige Mitarbeiterin in der Rehabilitation, nicht nur in der Diagnostik, sondern auch im psychoonkologischen Support brustkrebsbehandelter Frauen.