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DOI: 10.1055/s-0031-1292722
Kühlung von Neugeborenen nach perinataler Asphyxie
2005 gelang erstmalig in drei unabhängig voneinander durchgeführten randomisierten Multicenterstudien der Nachweis, dass sich durch eine innerhalb der ersten sechs Lebensstunden begonnenen Kühlung auf 33–35°C die Rate schwerer neurologischer Langzeitschäden nach perinataler Asphyxie senken lässt. Dieser positive Effekt der Kühlung wurde seither in vier weiteren randomisierten Studien bestätigt. Fasst man alle sieben Studien mit insgesamt über 1400 Patienten zusammen, sinkt das Risiko für Tod oder Behinderung nach Asphyxie durch den Einsatz der Kühlung um 46% (95%-Konfidenzintervall 33–57%). Die Kühlung ist mit wenigen Nebenwirkungen verbunden (leichte Sinusbradykardie, Thrombozytopenie), in seltenen Fällen kann es zu einem Sklerem oder subkutanen Fettgewebsnekrosen kommen, wenn die Kinder während der 72-stündigen Kühlphase nicht regelmäßig gewendet werden. Seit 2010 wird von Expertengremien (International Liaison Committee On Resuscitation, European Resuscitation Council, American Heart Association) die Kühlung nach perinataler Asphyxie bei reifen und fast-reifen Neugeborenen (Gestationsalter ≥ 35 Wochen) übereinstimmend empfohlen. Die Kühlung ist nicht sinnvoll bei Frühgeborenen, bei denen eine perinatale Azidose für die spätere neurologische Entwicklung keine erkennbare Vorhersagekraft hat. Tierexperimentelle Studien deuten darauf hin, dass der protektive Effekt der Kühlung um so größer ist, je früher damit begonnen wird, idealerweise bereits innerhalb der ersten Lebensstunde.