Laryngorhinootologie 2011; 90(10): 584-585
DOI: 10.1055/s-0031-1293142
Referiert und diskutiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Larynxkarzinom – Narrow-Band-Imaging-Endoskopie verbessert Frühdiagnose

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Publication Date:
24 October 2011 (online)

Standard in der Diagnostik des Larynxkarzinoms ist die Weißlichtendoskopie mit Biopsie. Mit dem Narrow Band Imaging (NBI), eine im Rahmen der Endoskopie zuschaltbare Technik, die eine "Färbung auf Knopfdruck" ermöglicht, steht eine neuartige vielversprechende Früherkennungsmethode zur Verfügung. Das zeigt eine prospektive Studie aus China.
J Laryngol Otol 2011; 125: 288–296

NBI ist ein hochauflösendes Endoskopieverfahren, das vor allem in der Gastroenterologie Anwendung findet. Die Technik basiert auf dem Einsatz von schmalbandigen Farbfiltern. Dabei wird der Rotanteil weitgehend ausgeblendet und das blaue Lichtspektrum betont. Aufgrund der geringen Eindringtiefe des blauen Lichts werden die Gewebeoberfläche und die darunterliegenden Kapillarstrukturen gut sichtbar.

NBI kann auch in der Diagnostik des Larynxkarzinoms hilfreich sein. Das zeigt die Studie von X. Ni et al. Ziel war es, NBI-Charakteristika der mikrovaskulären Gefäßarchitektur herauszuarbeiten und mit dem histologischen Befund zu korrelieren. Zudem sollte der diagnostische Wert des NBI für die Früherkennung ermittelt werden. Dazu wurden 85 Patienten mit Krebsverdacht, Alter: 36–83 Jahre, mittels konventioneller Weißlichtlaryngoskopie und NBI untersucht. Anhand der Morphologie der intraepithelialen papillären Kapillarschleifen wurden die NBI-Befunde in 5 Kategorien unterteilt (Typ I–IV: benigne, Typ Va, b, c: maligne).

Die Untersucher detektierten 45 maligne und 59 nicht maligne Läsionen im Weißlicht- und im NBI-Modus. NBI erhöhte die diagnostische Genauigkeit der Weißlicht­endoskopie signifikant von 77 auf 90%. Die Sensitivität für die Detektion eines In-situ- oder invasiven Karzinoms stieg von 69 auf 89% und der negative Vorhersagewert von 79 auf 92%. Spezifität (90 vs. 93%) und positiver Vorhersagewert (84 vs. 91%) blieben weitgehend unbeeinflusst. Die NBI-Klassifikation des intraepithelialen papillären Kapillarschleifenmusters korrelierte eng mit dem histologischen Befund. Bei Typ-I-Läsionen erreichte die NBI-Technik für die Vorhersage eines histologisch nachgewiesenen Polypen eine Sensitivität und Spezifität von jeweils 100%. Gleiches galt für Typ-II-Läsionen bezüglich der Vorhersage einer Laryngitis. Bei Typ-III-Läsionen betrugen Sensitivität und Spezifität des NBI 70 bzw. 95% für die Detektion einer Hyperplasie, bei Typ IV-Läsionen waren es 68 bzw. 93% für die Vorhersage einer niedriggradigen Dysplasie. Bei Patienten mit Typ-Va-Läsionen erreichte das NBI für die Detektion einer schweren Dysplasie oder eines Carcinoma in situ eine Sensitivität von 100% und eine Spezifität von 80%, bei Typ-Vb- und -Vc-Läsionen waren es 84 und 100% für die Detektion eines invasiven Karzinoms. Narben- oder Entzündungsgewebe hatte keinen Einfluss auf das Gefäßmuster von malignen Veränderungen.

Fazit

Nach Meinung der Autoren ist das NBI eine effektive, während der Routineendoskopie anwendbare Methode, die zur Tumorfrüherkennung, aber auch zum Screening auf syn- und metachrone Tumoren, zur Therapieüberwachung und zur postoperativen Kontrolle eingesetzt werden kann.

Renate Ronge, Münster