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DOI: 10.1055/s-0031-1293149
Koronarangiografie – Welcher Zugang ist besser?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
27. Oktober 2011 (online)
Aus den Daten einer Zwischenanalyse der Studie RadIal Vs femorAL access for coronary intervention (RIVAL) ging hervor, dass der transradiale Zugangsweg im Vergleich zur Femoralispunktion eine geringere Mortalität und Blutungsrate haben könnte. Dies bestätigte sich in der abschließenden Beurteilung bei insgesamt seltenen Komplikationen nicht.
Lancet 2011; 377: 1409–1420
Beide Methoden waren effektiv und sicher. Der Hauptvorteil der transradialen Vorgehensweise lag in den selteneren lokalen Komplikationen und dem höheren Patientenkomfort. An der RIVAL-Studie nahmen 152 Kliniken in 32 Ländern teil.
Die Übung des Arztes als Grund zu nehmen für ein besonders gutes Abschneiden der transradialen Methode sei zweifelhaft, denn die schlechtesten Ergebnisse hätten nicht die Kardiologen mit der geringsten, sondern diejenigen mit einer "intermediären" Erfahrung gehabt. Trotzdem sei eine gute Fortbildung wichtig, denn bei weniger Lokalproblemen, höherer Patientenakzeptanz und vor allem guten Ergebnissen bei akuten Koronarsyndromen mit ST-Hebung sei die Radialispunktion zumindest eine gute Alternative, so die Autoren in ihrem Kommentar.
Lancet 2011; 377: 1381–1383
Zugangsvorraussetzungen waren eine hohe jährliche Interventionszahl und Erfahrung mit beiden Methoden. 7021 Patienten wurden aufgenommen. Ausschlusskriterien waren kardiogener Schock, peripher arterielle Verschlusskrankheiten und Bypassoperationen (> 1 A. mammaria). 3507 Patienten wurden transradial und 3514 Patienten transfemoral untersucht. Gegebenfalls erfolgte in der gleichen Sitzung eine Intervention (PTCA, Stent etc.). Die Crossover-Rate betrug in der Radialisgruppe 7,0 %, in der Femoralisgruppe 0,9 %. Häufigster Grund waren Radialisspasmen, Gefäßschlingen oder Verkalkungen.
In beiden Gruppen kamen akute Koronarsyndrome mit ST-Streckenhebung vergleichbar häufig vor (28,5 und 27,2 %). Die primären Zielvariablen Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Major-Blutungen innerhalb 30 Tage Nachbeobachtungszeit waren mit 3,7 bzw. 4 % insgesamt selten. Ihre Häufigkeit unterschied sich für die Gruppen nicht wesentlich (p = 0,5). Lokale vaskuläre Komplikationen, wie größere Hämatome oder Pseudoaneurysmen, traten nach Radialispunktion seltener auf (p < 0,0001; p = 0,006).
In einer Subanalyse stellten Patienten mit akutem Koronarsyndrom und ST-Streckenhebung eine besondere Gruppe dar. Die Koronarangiografie über die A. radialis führte bei dieser Patientengruppe zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall (p = 0,011). Eine weitere Einzeluntersuchung zeigte, dass der Erfolg der Interventionsart für die transradiale Vorgehensweise mit der Übung des Kardiologen zusammenhing. Bei besonders großer Erfahrung waren die Ergebnisse besser als mit dem transfemoralen Zugang (p = 0,005).
Wurden nur die Ärzte mit den größten Patientenzahlen berücksichtigt, besserten sich die Resultate bei Punktion der A. femoralis nicht.
Sowohl die transfemorale als auch die transradiale Vorgehensweise waren bei Koronarangiografien mit oder ohne weitergehende Intervention effektiv und sicher, so das Ergebnis der Studie. Lokale Probleme kamen in der Radialisgruppe seltener vor. Die Radialispunktion war für Patienten mit ST-Hebungssymptomatik und bei großer Erfahrung des Arztes mit dieser Methode günstiger.
Dr. Susanne Krome, Melle