Rofo 2011; 40(10): 900
DOI: 10.1055/s-0031-1293150
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rheumatoide Arthrithis – MRT im frühen Stadium sinnvoll?

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Publication Date:
27 October 2011 (online)

 

Bei rheumatoider Arthritis brauchen Patienten mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf früh eine aggressive Therapie. Optimale Ergebnisse bei geringem Kostenaufwand erfordern eine genaue Risikostratifizierung. Ob das Standardvorgehen durch eine MRT ergänzt werden sollte, haben L. G. Suter et al. nun untersucht.
Arch Intern Med 2011; 171: 657–667

Die Autoren entwickelten ein Entscheidungsanalysemodell, das die Behandlungsergebnisse nach 3 verschiedenen Vorgehensweisen zur Risikoeinschätzung verglich: Standardstratifizierung ohne MRT, Stratifizierung mit MRT und "all treat"-Strategie, bei der die Patienten ohne vorherige Testung die für Hochrisikopatienten vorgesehene aggressive Therapie erhielten. Die Daten für die hypothetische Patientenpopulation entnahmen sie aus bisher veröffentlichten Studien. Ermittelt wurden die krankheitsbedingten Kosten für das 1. Jahr nach Diagnosestellung, für die gesamte Lebenszeit, außerdem die bei voller Gesundheit verbrachten (Krankheits–) Jahre und die Kosten-Nutzen-Relation ohne bzw. mit zusätzlicher MRT-Untersuchung im Rahmen der Risikostratifizierung. Im Vergleich zur Standardstratifizierung fielen durch eine zusätzliche MRT für jedes bei voller Gesundheit verbrachte Jahr Kosten in Höhe von 204 103 US-$ (bezogen auf 1 Jahr) bzw. 167 783 US-$ (bezogen auf die gesamte Lebenszeit) an. Damit sind die allgemein akzeptierten Mehrkosten in Höhe von 100 000 US-$ pro gewonnenem beschwerdefreien Jahr deutlich überschritten. Um einen zusätzlichen, durch Standardstratifizierung nicht erfassten Hochrisikopatienten zu identifizieren, müsste nach den Berechnungen von Suter et al. bei 37 Patienten eine MRT-Untersuchung durchgeführt werden. Dies würde allerdings gleichzeitig bedeuten, dass 5 Patienten 5 Jahre lang unnötigerweise eine Kombinationstherapie erhalten und 4 Patienten an (mittel-) schweren Nebenwirkungen dieser Therapie leiden würden.

Fazit

Bei Patienten im Frühstadium einer rheumatoiden Arthritis ergibt sich nach Ansicht der Autoren für eine MRT, die zusätzlich zur standardmäßigen Risikostratifizierung durchgeführt wird, kein angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Dr. Barbara Weitz, München