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DOI: 10.1055/s-0031-1293151
Hämodialyse – Höhe der Strahlenbelastung?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
27. Oktober 2011 (online)
In den letzten Jahrzehnten ist die Strahlenbelastung durch den klinischen Gebrauch bildgebender Verfahren sprunghaft angestiegen. Besonders davon betroffen sind Patienten mit chronischen Erkrankungen. A. De Mauri et al. gingen der Frage nach, welcher Strahlendosis Dialysepatienten ausgesetzt sind.
J Am Soc Nephrol 2011; 22. DOI: 10.1681/ASN.2010070784
Die Autoren führten hierzu eine retrospektive Studie durch, in der sie Patienten aus dem Dialyseprogramm ihrer Klinik für den Zeitraum von Juli 2007 bis Juli 2010 analysierten. Patienten mit einer Beobachtungszeit von weniger als 6 Monaten schlossen sie aus. Aus den radiologischen Klinikdatenbanken extrahierten die Autoren sämtliche Informationen zu Röntgenuntersuchungen einschließlich Angiografien, CT und nuklearmedizinischer Untersuchungen, denen sich die Patienten im Beobachtungszeitraum unterzogen hatten. Hieraus errechneten sie anhand typischer effektiver Dosen die kumulative Strahlenbelastung über die gesamte Studiendauer.
Insgesamt wurden 106 Patienten (63 Männer und 43 Frauen) im Durchschnittsalter von 65,3 Jahren analysiert, die mediane Beobachtungszeit betrug 3,0 Jahre. 23 Patienten verstarben während der Studienperiode, 6 unterzogen sich einer Nierentransplantation. Da sowohl bei Tod als auch bei Transplantation die Daten zensiert wurden, gingen letztlich 281 Patientenjahre in die Auswertung ein. Die Gesamtzahl aller radiologischen Untersuchungen betrug 1303 (Median: 4,3 pro Patientenjahr), was pro Patient in einer medianen bzw. mittleren kumulativen effektiven Strahlendosis von 27,3 bzw. 55,7 mSv über die gesamte Studiendauer resultierte. Bezogen auf 1 Patientenjahr betrugen diese Werte 11,7 und 21,9 mSv. Klassifiziert nach der Strahlenbelastung hatten 22 Patienten eine niedrige (< 3 mSv/Jahr), 51 eine mäßige (3 bis < 20 mSv/Jahr), 22 eine hohe (20 bis < 50 mSv/Jahr) und 11 eine sehr hohe (≥ 50 mSv/Jahr). 17 Patienten hatten eine effektive Gesamtdosis von mehr als 100 mSv; dieser Wert ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für die karzinomassoziierte Mortalität korreliert. 19,0 % der Untersuchungen waren CT, die allerdings 76,0 % der gesamten Strahlenbelastung verursachten. Die Strahlenexposition war signifikant mit jüngerem Alter und Wartestatus auf der Transplantationsliste korreliert.
Dialysepatienten erhielten hohe Dosen ionisierender Strahlen, die deren Karzinomrisiko deutlich erhöhen. Dies galt vor allem für junge Patienten auf der Transplantationswarteliste, so die Autoren.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen