Rofo 2011; 40(10): 903-904
DOI: 10.1055/s-0031-1293155
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CT-Koronarangiografie – Kalzium-Score ohne zusätzlichen Nutzen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2011 (online)

 

Neben einer CT-Koronarangiografie wird im Rahmen der Diagnostik einer koronaren Herzerkrankung (KHK) bisher immer auch der Kalzium-Score der Herzkranzgefäße bestimmt. S. W. Kwon et al. versuchten nun, den unterschiedlichen prognostischen Wert von CT-Angiografie und Kalzium-Score zu ermitteln.
Radiology 2011; 259: 92–99

An der Beobachtungsstudie beteiligten sich 4338 konsekutive Patienten ohne vorbekannte KHK, die sich zwischen Mai 2003 und April 2009 einer CT-Koronarangiografie und einer Bestimmung des koronaren Kalzium-Scores mittels einer 64-Schicht-CT unterzogen. Zunächst erfolgte ein EKG-getriggerter nativer sequenzieller Scan, um den koronararteriellen Kalziumgehalt zu ermitteln, anschließend die CT-Koronarangiografie. Den Kalzium-Score berechneten die Autoren anhand der Agatston-Methode. In der Nachbeobachtungszeit erfassten sie bei den Patienten koronare Ereignisse (Tod aus kardialer Ursache, nicht tödlicher Myokardinfarkt, instabile Angina mit erforderlicher Hospitalisation, Revaskularisation) und ermittelten mittels multivariater Regressionsanalyse verschiedene Risikomodelle, um koronare Ereignisse vorherzusagen.

Insgesamt gingen 3979 Patienten (52 % Männer und 48 % Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren in die Analyse ein. Der mittlere Kalzium-Score in der Kohorte betrug 76 (0–5578), die Prävalenz einer Koronararterienverkalkung 39 % (n = 1546). 15 % der Teilnehmer (n = 622) litten an einer Koronararterienstenose. Für nahezu alle Teilnehmer (99,9 %) lagen Verlaufsdaten vor mit einer mittleren Beobachtungsdauer von 828 Tagen. Während dieser Zeit traten 105 koronare Ereignisse auf, einer Ereignisrate von 3 % entsprechend. Nach Anpassung bezüglich der traditionellen kardiovaskulären Risikofaktoren erwies sich der Kalzium-Score nicht als unabhängiger Prädiktor koronarer Ereignisse. Für eine obstruktive KHK in der CT-Koronarangiografie war dies aber der Fall. Die Kombination von Kalzium-Score und Angiografie erbrachte bezüglich des prädiktiven Werts keine Vorteile gegenüber der CT-Koronarangiografie alleine.

Fazit

Um bei Patienten mit niedrigem Risiko koronare Ereignisse vorherzusagen, ist die CT-Koronarangiografie besser geeignet als der Kalzium-Score. Die Kombination beider Methoden erbrachte diesbezüglich keine Vorteile. Der Kalzium-Score ist daher zur Prognosebestimmung in einer solchen Population nicht länger nötig, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen