Der Klinikarzt 2011; 40(10): 481
DOI: 10.1055/s-0031-1295355
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ivabradin beeinflusst kardiales Remodeling positiv – Neue Ergebnisse der SHIFT-Studie

Further Information

Publication History

Publication Date:
08 November 2011 (online)

Im April 2005 erfolgte die europäische Zulassung für den If-Kanal-Hemmer Ivabradin (Procoralan®) in der Therapie von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Die Lebensqualität dieser Patienten ist meist stark beeinträchtigt und führt zu einem schlechten Krankheitsverlauf. Daher gewinnen die neuen Daten der SHIFT-Studie klinische Bedeutsamkeit. Wie die jüngste echokardiografische Substudie der SHIFT-Studie zeigt, hält Ivabradin durch Senkung der Herzfrequenz ungünstige Umbauprozesse des Herzmuskels ("kardiales Remodeling") bei chronischer Herzinsuffizienz auf [ 1 ]. Diese Ergebnisse präsentierte nun Dr. J.-C. Tardif, Montreal, im Rahmen des Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Paris.In der SHIFT-Studie erhielten 6500 Patienten mit moderater bis schwerer chronischer Herzinsuffizienz und dokumentierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion ≤ 35 % zusätzlich zur Standardtherapie (darunter Betablocker) entweder Ivabradin oder Placebo [ 2 ]. Die Ergebnisse zeigen, dass Ivabradin die Rate kardiovaskulärer Todesfälle und Hospitalisierungen aufgrund einer sich verschlechternden Herzinsuffizienz (primäre Endpunktereignisse) um 18 % reduzierte (p < 0,0001).

Für die randomisierte, placebokontrollierte Substudie waren vollständige echokardiografische Daten zu Untersuchungen der Struktur und Funktion des Herzmuskels (zu Beginn und nach 8 Monaten) von insgesamt 411 Patienten verfügbar.

Die Behandlung mit Ivabradin führte im Vergleich zu Placebo zu einer deutlichen Minderung des linksventrikulären endsystolischen Volumenindexes (LVESVI; -7,0 ± 16,3 vs. -0,9 ± 17,1 mL/m²; p < 0,001) und zu einer signifikanten Verbesserung des linksventrikulären enddiastolischen Volumens (-7,9 ± 18,9 vs. -1,8 ± 19,0 mL/m², p = 0,002) sowie der linksventrikulären Ejektionsfraktion (+2,4 ± 7,7 vs. -0,1 ± 8,0 %, p < 0,001). Die Reduktion des LVESVI durch Ivabradin war hierbei unabhängig von einer gleichzeitigen Betablocker-Einnahme. Des Weiteren zeigten Patienten mit einem zu Beginn über dem Zentralwert (59 ml/m²) liegenden LVESVI ein um 62 % höheres Risiko für die primären Endpunktereignisse.

Dr. I. Ekman, Schweden, stellte die Ergebnisse einer weiteren SHIFT-Substudie zur Lebensqualität vor, in der 1944 Patienten mittels "Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire" (KCCQ) zu Beginn, nach 4 und nach 12 Monaten untersucht worden waren [ 3 ]. Patienten der Ivabradin-Gruppe hatten nach 12 Monaten eine höhere Lebensqualität im Vergleich zu Patienten der Placebo-Gruppe (p = 0,018). Des Weiteren ergab sich ein inverser Zusammenhang zwischen den primären Endpunktereignissen und der Lebensqualität.

Nach Aussage von Ekman legt die vorliegende Studie nahe, dass die Ivabradin-assoziierte Reduktion des Schweregrades einer Herzinsuffizienz auch zu einem positiven Effekt auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten führt. Im Gegensatz dazu sei die Behandlung mit Betablockern, die mit ähnlichen Verringerungen der Herzfrequenz und der kardiovaskulären Mortalität zusammenhängt, nicht mit einer Verbesserung der Lebensqualität assoziiert.

Simone Müller, Stuttgart

Quelle: Symposium "Clinical Trial Update II – Rate and Rhythm”, ESC Kongress 2011, Paris, 29. August 2011. Veranstalter: Servier Deutschland GmbH

 
  • Literatur

  • 1 Tardif JC et al. European Heart Journal Published Online 29th August 2011
  • 2 Swedberg K et al. Lancet 2010; 376: 875-885
  • 3 Ekman I et al. European Heart Journal Published Online 29th August 2011